Ich sitze auf dem Sofa und gucke Nick dabei zu wie er die Wohnung aufräumt. Ich verstehe einfach nicht wie ein so abgewrackter Typ so einen Putzfimmel haben kann. Obwohl ich weiß, dass ich es bereuen werde kann ich meine Neugier nicht zurückhalten und frage Nick nach dem Drachen.
»Ja, mich verfolgt ein Drache«, sagt er und stopft ein Zettelgewirr in einen Müllbeutel.
»Bist du sicher, dass du dir das nicht nur einbildest? Ich meine, ein Drache fällt doch auf. Ich habe hier in der Stadt aber noch nie einen gesehen.«
»Die meiste Zeit ist er im Zirkus.«
»Es ist ein Zirkusdrache?« Mich wundert es weniger, als es sollte. Nick kam mir schon die ganze Zeit wie ein Clown vor, der aus dem Zirkus geflohen ist.
»Es ist kein Drache, der im Zirkus auftritt. Er ist der Handlanger vom Zirkusdirektor.«
»Der Direktor hat mich auch nach dir gefragt. Was will der Typ von dir?«
Nick lässt den Müllbeutel fallen und sieht mich durch seine fettigen Locken an. »Was hast du ihm erzählt?«
»Nichts.«
»Was hast du ihm erzählt?« Nick springt auf mich zu und packt mich am Kragen meines ausgeleierten Shirts. Seine hässliche Kauleiste kommt gefährlich nahe und der Fischgeruch aus seinem Mund beißt in meiner Nase. Zum Glück habe ich meinen Magen schon an der Brücke entleert, sonst hätte ich neben dem eingetrockneten Blutfleck auf dem Teppich eine zusätzliche Sauerei veranstaltet.
»Man, mach mein Shirt nicht kaputt. Das ist das letzte saubere, das ich habe.« Er lässt mich los. »Ich habe ihm nur erzählt, dass du unter einer Brücke lebst. Mehr wusste ich sowieso nicht.«
»Verdammt. Ich kann nicht zur Brücke zurück.«
»Was ist denn mit dem Typen? Was will er?«
»Den Fluss.«
»Den Fluss? Ist der nicht sowieso für alle da?«
»Du verstehst das nicht. Er will ihn für sich, um alles zu regieren. Land, Luft und Wasser. Er darf mich auf keinen Fall finden.«
Mir wird das schon wieder alles zu undurchsichtig. »Hier bist du jedenfalls nicht sicher«, sage ich, in erster Linie, um den Idioten loszuwerden. »Der Wanderzirkus weiß wo ich wohne. Du musst dir ein anderes Versteck suchen.«
»Also gut. Ich werde dir sagen, wo ich mich aufhalte.«
»Toll. Kann es kaum erwarten in deiner Absteige ein Bier mit dir zu trinken.«
Er kapiert Sarkasmus nicht und haut ab.
Wenige Sekunden später steht Fey im Türrahmen. Immerhin erhellt sie etwas diese Momente meiner völligen Verwirrung, die sich in letzter Zeit anhäufen.
»Was wollte der denn von dir?« Sie setzt sich neben mich.
»In erster Linie aufräumen.« Ich gucke mich in der Wohnung um. Das gröbste Chaos hat Nick zumindest beseitigt.
»Du solltest vorsichtig sein. Nick ist gefährlich.«
»Du kennst den Typen?«
»Natürlich. Er ist ein Nix.«
»Für Nichts kommt er mir aber sehr lebendig vor.«
»Nicht Nichts. Ein Nix. Eine männliche Nixe. Ein Flusswächter.«
»Fey«, ich ergreife ihre Hand, »du solltest dir wirklich angewöhnen, mir die Dinge so zu erklären, dass ich sie verstehe. Denn, um ehrlich zu sein, blicke ich immer noch nicht durch, was hier eigentlich abgeht.«
»Später.« Sie steht auf. »Ich wollte dich um einen weiteren Gefallen bitten.«
Ich stehe seufzend auf. »Welchen Irren willst du dieses Mal besuchen?«
FORTSETZUNG FOLGT IN TEIL 10
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