Auf der Suche nach dem ersten Blogpost #16

Zu Teil 15

Ich spucke Wasser aus und bleibe für einen Moment in der Pfütze liegen. Der Boden ist matschig. Ich schaue auf. Überall liegt vergammelter Scheiß rum. Ich bin wieder auf der Insel. Ich schwöre mir, nach dieser Geschichte nie wieder in die Nähe von Wasser zu gehen, das nicht aus einem Wasserhahn kommt. Zwei nackte Füße tauchen vor mir auf. Ich schaue hoch. Eine Frau steht vor mir. Zwischen ihren nackten Brüsten kann ich zumindest ein Stück ihres Gesichts sehen, das über den See blickt und mich nicht im geringsten beachtet. Ich stehe auf, um mal zu schauen, ob sie nur verwirrt ist, oder so irre wie alle anderen in der Stadt. Die Tatsache, dass sie nackt ist, lasse ich erst mal außer Acht. Exhibitionistinnen sind mir auf den ersten Blick erst mal sympathisch.

»Entschuldige die ungemütliche Reise«, sagt die Frau und stört sich offensichtlich nicht daran, dass ich ihr im Sekundentakt auf die Brüste glotze wie ein pubertierender Vollidiot. Sie schaut mich nicht mal an, sondern guckt weiter auf den See. »Aber es wird höchste Zeit, dass wir uns unterhalten.«

Hinter ihr tauchen weitere Frauen auf. Ich trete einen Schritt zurück. Ich bin mir nicht sicher, ob ich so vielen nackten Brüsten gewachsen bin.

»Ich weiß zwar, dass du mir die Frage ohnehin nicht beantworten wirst, aber ich frage trotzdem: Wer seid ihr?«

»Wir sind Najaden. Ehemalige Wasserwächterinnen.«

Überrascht über die Ehrlichkeit muss ich kurz überlegen, was ich als nächstes sage. »Also hat der Nix euren Job übernommen?«

»Nein. Wir haben schon immer koexistiert. Nixe, Najaden, Nymphen. Wir sind alle eins.«

»Also alles was mit dem Buchstaben N beginnt?«

»Alles was für den Schutz der Gewässer zuständig ist.«

»Okay. Und was wollt ihr von mir?« Ich schaue mir die nackten Frauen an, die sich im Kreis um mich versammelt haben. »Ich habe eine Freundin.«

»Du und deine Freundin seid im Begriff einen schwerwiegenden Fehler zu begehen.«

»Genau das denke ich jeden Morgen direkt vor dem Aufstehen. Man gewöhnt sich dran.«

Die Najade schaut mich mit einem Blick an, der ganz deutlich macht, dass sie eigentlich absolut keine Lust hat, sich mit einem Trottel wie mir zu befassen. »Der Nix ist nicht euer Feind.«

Ich weiß langsam nicht mehr, wem ich überhaupt glauben soll. Jeder scheint auf die ein oder andere Weise mein Feind zu sein. Natürlich stellt sich jeder selbst als der »Gute« hin. Und vielleicht bin ich dann hier der »Böse«. Aber langsam habe ich keinen Bock mehr, ständig neu belehrt zu werden.

»Wir wissen schon, was wir tun«, sage ich. »Ihr könnt mich dann zurück ans Festland bringen.«

»Nein.« Die Najaden lassen mich an dem verdreckten Strand stehen und hüpfen in den See.

Ich gucke ins trübe Wasser und überlege, ob ich es wohl schaffen könnte, an Land zu schwimmen. Ich war nie ein guter Schwimmer. Und da ich nicht weiß, was sonst noch so in dem dreckigen Wasser lebt, entferne ich mich lieber einige Schritte vom Ufer. Ich könnte zurück zum Minotaurus gehen und ihm die Situation erklären. Aber ohne Fey an meiner Seite besteht erhöhte Gefahr, dass er mir den Kopf abreißt. Ich schätze, ich muss darauf zählen, dass Fey mich von der Insel holt. Ich hoffe, es geht ihr gut.

FORTSETZUNG FOLGT IN TEIL 17

7 Gedanken zu “Auf der Suche nach dem ersten Blogpost #16

  1. Ich habe soeben alle Teile gelesen, gut das hat ein wenig gedauert, auch wenn ich schnell lese. Sehr spannend bisweilen, sonst hätte ich wohl nicht alles gelesen. Na ja, tatsächlich hab ich alles gelesen, weil ich es mir wunderbar vorstellen konnte. Das schätze ich an Geschichte. Tolle Bilder, die du da mit Worten zeichnest.

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Laber mich voll, ich mag das.

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