Schreiben wie ein Selbsternannter Schriftsteller – Action in Umgebung

Letztes Mal startete die famose Action zwischen Hausmeistersohn Peter und seinem Widersacher Lord Edgar. Trotz der Länge des Posts konnte Peter nichts reißen und verschluckte eine Fliege. Und er verlor sein Schwert, das jetzt nahe des Galgens liegt. An dieser Stelle will ich die unmittelbare Umgebung in den Kampf einbeziehen. Zum Einen sorgt das für Abwechslung und außerdem dient das als Warnung, dass ihr euch besser nicht mit mir prügelt, denn ich haue euch alles an den Kopf, was ich in die Finger kriege. Wer nicht kämpfen kann, muss sich eben anders aushelfen, nicht wahr?

Lord Edgar lachte finster. „Du Wicht!“, sagte er. „Gib dich geschlagen und ich verspreche dir einen schnellen Tod.“ (nur so nebenbei: ist euch aufgefallen, dass Lord Edgar, wenn er was sagt, völlig abgedroschene und ausgelutschte Sprüche raushaut? Das war purer Zufall, passt aber zu ihm, also lasse ich es so)
Peter stand auf und schaute zu seinem Schwert. Lord Edgar lächelte ein freudloses Lächeln. Er trat einen Schritt zur Seite und stützte sich auf seinen Stab. Peter schaute ihn an. Edgar rührte sich nicht. Peter lief zu seinem Schwert und hob es aus der Pfütze auf, in der es gebadet hatte. Er schwang das Schwert vor sich hin und her. Hätte ein Bleistift vor ihm gestanden, hätte er ihn versehentlich angespitzt. Außer Atem ließ er das Schwert sinken und schaute Lord Edgar an. Der hob seinen Stab. „Dies wird eine gute Trainingseinheit.“
Edgar schwang den Stab herum und traf Peter am Arm. Der ließ das Schwert fallen. Der Stab kam erneut auf ihn zu. Peter sprang hinter den Galgenbaum. Holz traf auf Holz und machte „pock“. Peter sprang an den Galgen und schwang auf Edgar zu. Er hob die Beine und traf den alten Mann an der Brust.

Okay,ich gebe zu, Peter wird gerade ungewöhnlich sportlich. Da muss ich mir später noch was überlegen, das erklärt, warum er so „wendig“ ist. Momentan lässt die Umgebung allerdings nicht viel mehr zu. Aber mit etwas Vorgeschichte lässt sich das Problem gut lösen. Bis dahin mache ich aber einfach folgendes:

Peter stand, von sich selbst überrascht, vor Lord Edgar, der wütend am Boden lag. Peter hatte zuletzt an einem Seil geschwungen, als er im Sportunterricht ein Tau hochklettern sollte und seine Mitschüler unten aus Spaß begannen dieses hin und her zu schwingen bis er runterfiel und sich den Arm brach. Das beendete Peters ohnehin nicht sehr erfolgreiche Sportkarriere. Erstaunt starrte er Edgar an. Der nutzte die Gelegenheit, um dem Erstaunten eine handvoll Dreck in die staunenden Augen zu werfen. Lord Edgar mühte sich auf die Beine und fasste sich an die Lippe. Ein Tropfen Blut starrte ihm von seinem Finger entgegen. „Das war ein Fehler“, sagte er und schnaubte. „NIemand lässt mich mein eigenes Blut bluten.“ Er hielt den Stab hoch, starrte Peter an und sprach Worte in einer fremden Sprache.

Peter ist also selbst überrascht über seine plötzlich erlernten sportlichen Fähigkeiten. Das lässt sich jetzt natürlich hervorragend ausnutzen. Erinnert ihr euch noch an die Ranken, die den Turm hochklettern bis zum Schlafzimmerfenster?

Peter ahnte, dass fremde Sprachen, gesprochen von einem alten Mann, der einen Stab in die Luft hielt, niemals ein gutes Zeichen waren. Er schaute zum Turm hinüber. Er lief los, sprang an die Ranken, die am Turm hoch wuchsen und begann so schnell er konnte zu klettern.

Peter will sich in Sicherheit bringen. Lord Edgar will Magie beschwören. Das dürfte interessant werden, denn natürlich nutzt Lord Edgar dafür eine andere Sprache, die entwickelt werden muss. Das mache ich dann beim nächsten Mal.

Habt ihr auch schon mal an einem Galgen geschaukelt? Oder im Matsch gelegen? Und wie gut könnt ihr eigentlich klettern?

Schreiben wie ein selbsternannter Schriftsteller – Kampfszenen

Neulich habe ich hier eine kleine Reihe gestartet, in der ich erkläre, wie ich diese ganze Schreiberei so angehe. Da das so gut ankam – alle meine 5 Leser haben ein Like da gelassen – führe ich die Reihe jetzt einfach immer weiter und weiter und weiter und weiter und weiter … bis ihr alle das kalte Kotzen kriegt. Oder bis ihr alle genau so schreibt wie ich und ich endlich die Weltherrschaft anstreben kann. Ich tippe aber eher aufs kalte Kotzen.

Da ich bereits eine Szene erstellt habe, mit der sich weiterarbeiten lässt, setze ich da wieder an und baue alle weiteren Teile darauf auf. Wo das hinführt wird sich zeigen.

Die Szene sollte ja mittlerweile bekannt sein, aber zur Gedankenauffrischung hier noch mal, „was bisher geschah“:

Efeuranken kletterten von der Burgmauer aus den Burgturm hoch, als wollten sie in das oberste Fenster steigen, um mal nachzusehen, was in den Schlafzimmern los ist.
Die Pferde wieherten in den Stallungen, die aus den letzten Holzresten die man hatte auftreiben können zusammengezimmert worden waren. Immerhin hatten die Pferde ein Dach über dem Kopf, das sie vor dem Regen schützte, der sich in matschigen Pfützen im Hof sammelte.
Die dicken Regentropfen klopften auf den Eimer, der auf Peters Kopf saß. Die zersägten Dachrinnenstücke an Armen und Beinen verhinderten zumindest teilweise, dass seine Latzhose nass wurde. Die Ofenklappe saß etwas locker an seiner Brust. Peter zog das dünne Seil, das um seinen Hals hing, fester und rückte den improvisierten Brustpanzer mit seinen knochigen Fingern zurecht. Durch die zwei Löcher, die er zuvor in den Eimer gebohrt hatte, blickte Peter an sich hinab. Er bemerkte, dass er in einem Haufen Pferdeäpfel stand. Angeekelt trat er einen Schritt zur Seite.
Regentropfen bahnten sich einen Weg durch das Gewirr von Edgars langem Bart und tropften auf seine Kutte. Edgar ignorierte das herabfallende Wasser. Die schwarze Kapuze schützte seinen haarlosen Kopf vor dem Schauer. Er schubste den Galgen mit seinem langen Fingernagel an. Der Strick baumelte hin und her. Edgar starrte den lächerlichen Ritter an. „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen,man hätte dich einfach hier aufgehängt.“

Als nächstes sollte die Action folgen. Und ich bin ganz ehrlich. Mit Action habe ich noch so meine Probleme. Da Actionszenen generell ziemlich hektisch sind und kaum Pausen bieten, versuche ich das auch im Text einzubringen. Allerdings liest sich sowas dann oft nicht unbedingt gut, weil es eben auch zum Lesen zu hektisch und ohne Pausen ist. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

Edgar schlug Peter in die Fresse, der fiel in den Matsch, Edgar trat zu aber Peter rollte sich zur Seite, wich dem Tritt aus und legte Edgar mit einem Beinfeger auf den Rücken, der zappelte wie eine verlorene Schildkröte, während Peter aufstand um nächste Schritte zu planen und stellte sich vor Edgar auf usw.

Klingt nicht gut. Ist zu hektisch. Und Peter kann überhaupt keinen Beinfeger. Also muss das alles etwas anders aufgebaut werden. Wie genau weiß ich ehrlich gesagt noch nicht so genau. Ich gehe einfach immer spontan an sowas ran. Auch jetzt. Also mal schauen:

Als erstes muss ich mir natürlich überlegen, was die Kämpfer überhaupt so drauf haben. Ist ja nicht jeder ein Martial-Arts-Mega-Kung-Fu-Säbel-Ninja. Manche sind auch einfach nur Luschen. So wie Hausmeistersohn Peter. Man kann ziemlich sicher davon ausgehen, dass er wenig bis keine Kampferfahrung hat, es sei denn, der Verlauf der Geschichte, die zum Kampf mit Lord Edgar führte sieht das vor. Sagen wir zum Beispiel, dass er ein Schwert finden musste, mit dem er gegen den Schwertmeister antreten konnte (ihr wisst schon, wie in Monkey Island, einem der fantastischsten Computerspiele aller Zeiten; da kann man sich ruhig mal bedienen). Also hat er zumindest eine Idee davon, wie er ein Schwert zu halten hat. Trotzdem ist er natürlich kein erfahrener Kämpfer, was sich im Kampf widerspiegeln muss.

Peter stellte sich in Kampfpose auf, was bedeutete, dass er das Schwert in beiden Händen hielt und versuchte nicht umzufallen. Die Klinge zitterte. Er richtete sich neu aus und sicherte seinen Stand, wie er es vom Schwertmeister gelernt hatte. Er hielt das Schwert fest in seiner Hand. Er ließ die Klinge nach rechts schwingen. Er ließ die Klinge nach links schwingen. Er schwang das Schwert über dem Kopf. Er richtete die Spitze auf Lord Edgar.

Schauen wir uns den mal etwas genauer an. Er ist ein älterer Mann mit langem Bart. Er hat also sicher Erfahrung im Kampf. Aber als Oberbösewicht hat er sich natürlich auch oft zurückgehalten und seine Handlanger die Drecksarbeit machen lassen. Aber er kann mit seinem Stab, den ich ihm jetzt mal spontan in die Hand drücke, durchaus einige Schwinger landen.

Lord Edgar schob die Ärmel seiner Kutte hoch und präsentierte seinen mit Schnitzmustern verzierten Stab. Er verzichtete darauf, seine Kampfkünste zu demonstrieren. In seinem Alter sollte man sich mit schnellen Bewegungen möglichst zurückhalten, um Rückenschmerzen zu verhindern. Er stützte sich auf den Stab und wartete auf Peters Angriff.

Peter muss jetzt also die Offensive übernehmen.

Peter nahm seinen ganzen Mut zusammen und stürmte, Schwert voran, auf Lord Edgar zu. Als Pazifist wiederstrebte es ihm, den alten Mann zu attackieren, aber er wusste auch, das Angriff die beste Verteidigung war. Und gegen einen Mann wie Lord Edgar musste man auch mal auf seine Prinzipien pfeifen. Die Schwertklinge durchschnitt die Regentropfen, die auf sie hinabprasselten. Peter hielt es für eine gute Idee einen Kampfschrei herauszubrüllen. „Braaarghlurghaarghllll“, rief er, als er sich an einer Fliege verschluckte, die ihm vom Pferdestall aus gefolgt war.

Peter ist also auf dem Weg in den großen Kampf mit Lord Edgar. Mal schauen, wie der sich verhält:

Lord Edgar stand ruhig im Regen und schaute zu, wie Peter laut schreiend und röchelnd auf ihn zulief. Er wartete, bis er nah genug war, trat einen Schritt zur Seite und schob seinen Stab vor Peters Füße. Peter stolperte über den Stab, vergaß vor Schreck weiterzuröcheln. Das Schwert rutschte ihm aus den Händen und blieb im Boden vor ihm stecken. Er prallte mit dem Unterleib gegen den Schwertgriff und brach zusammen. Lord Edgar wartete, bis sich Peter wieder auf die Beine gekämpft und sein Schwert aus dem Boden gezogen hatte.
Peter stellte sich erneut in Kampfpose. Lord Edgar schwang seinen Stab herum und schlug ihm das Schwert aus den Händen. Es rutschte über den matschigen Boden und blieb neben dem Galgen liegen.

Schon der Start in eine Actionszene ist immer eine schwere Sache. Und so hangel ich mich dann von Satz zu Satz. Was mir immer etwas hilft, ist das Einbeziehen der Umgebung. Die Leute schlicht kämpfen zu lassen wird schnell langweilig und da stoße ich an meine Grenzen. Auf wieviele verschiedene Arten und Weisen kann man schon einen Schwerthieb beschreiben? Deshalb nutze ich die umstehenden Utensilien gerne zur Abwechslung. So ein bisschen wie Jackie Chan in seinen Filmen. Nur eben nicht mal annähernd so cool wie er.

Damit der Post hier aber nicht noch länger wird, mache ich damit beim nächsten Mal weiter. Wie schreibt ihr Kampfszenen? Tut ihr euch dabei auch so schwer? Und röchelt ihr auch immer so, wenn ihr eine Fliege im Kampf verschluckt?