Schreiben wie ein selbsternannter Schriftsteller – Aktionen beschreiben

Im dritten und letzten Teil der Beschreibungsreihe (Teil 1) (Teil 2) verbinden wir die beiden bisherigen Entwürfe miteinander und lassen unsere Charaktere in Aktion treten und mit der Umgebung interagieren. Zum Beispiel so:

Peter sah an sich hinab. Er bemerkte, dass er in einem Haufen Pferdeäpfel stand. Angeekelt trat er einen Schritt zur Seite.

Das lässt sich auch gut an den Abschnitt über Peter dran hängen:

Die dicken Regentropfen klopften auf den Eimer, der auf Peters Kopf saß. Die zersägten Dachrinnenstücke an Armen und Beinen verhinderten zumindest teilweise, dass seine Latzhose nass wurde. Die Ofenklappe saß etwas locker an seiner Brust. Peter zog das dünne Seil, das um seinen Hals hin, fester und rückte den improvisierten Brustpanzer mit seinen knochigen Fingern zurecht. Durch die zwei Löcher, die er zuvor in den Eimer gebohrt hatte, blickte Peter an sich hinab. Er bemerkte, dass er in einem Haufen Pferdeäpfel stand. Angeekelt trat er einen Schritt zur Seite.

Kommen wir zu Edgar. Als Bösewicht könnte er noch einen Spruch ablassen, bevor der Kampf beginnt. Etwas Trashtalk geht schließlich immer. Am besten auch in Verbindung mit der Umgebung:

Edgar schubste den Galgen mit seinem langen Fingernagel an. Der Strick baumelte hin und her. Edgar starrte den lächerlichen Ritter an. „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, man hätte dich einfach hier aufgehängt.“

Setzen wir das also zusammen:

Regentropfen bahnten sich einen Weg durch das Gewirr von Edgars langem Bart und tropften auf seine Kutte. Edgar ignorierte das herabfallende Wasser. Die schwarze Kapuze schützte seinen haarlosen Kopf vor dem Schauer. Er schubste den Galgen mit seinem langen Fingernagel an. Der Strick baumelte hin und her. Edgar starrte den lächerlichen Ritter mit seinen grünen Augen an. „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen, man hätte dich einfach hier aufgehängt.“

Wichtig ist hier, dass der Spruch schön lahm ist, weil es sich um den Antagonisten handelt. Die wirklich coolen Sprüche sollte eher der Held bringen. Da Peter aber gerade Pferdekacke von seinen Stiefeln kratzt, fällt ihm gerade leider kein cooler Spruch ein.

Insgesamt ergibt das folgende Szene:

Efeuranken kletterten von der Burgmauer aus den Burgturm hoch, als wollten sie in das oberste Fenster steigen, um mal nachzusehen, was in den Schlafzimmern los ist.
Die Pferde wieherten in den Stallungen, die aus den letzten Holzresten die man hatte auftreiben können zusammengezimmert worden waren. Immerhin hatten die Pferde ein Dach über dem Kopf, das sie vor dem Regen schützte, der sich in matschigen Pfützen im Hof sammelte.
Die dicken Regentropfen klopften auf den Eimer, der auf Peters Kopf saß. Die zersägten Dachrinnenstücke an Armen und Beinen verhinderten zumindest teilweise, dass seine Latzhose nass wurde. Die Ofenklappe saß etwas locker an seiner Brust. Peter zog das dünne Seil, das um seinen Hals hin, fester und rückte den improvisierten Brustpanzer mit seinen knochigen Fingern zurecht. Durch die zwei Löcher, die er zuvor in den Eimer gebohrt hatte, blickte Peter an sich hinab. Er bemerkte, dass er in einem Haufen Pferdeäpfel stand. Angeekelt trat er einen Schritt zur Seite.
Regentropfen bahnten sich einen Weg durch das Gewirr von Edgars langem Bart und tropften auf seine Kutte. Edgar ignorierte das herabfallende Wasser. Die schwarze Kapuze schützte seinen haarlosen Kopf vor dem Schauer. Er schubste den Galgen mit seinem langen Fingernagel an. Der Strick baumelte hin und her. Edgar starrte den lächerlichen Ritter an. „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen,man hätte dich einfach hier aufgehängt.“

Sicherlich nicht perfekt, aber es ist eine Szene. Der Feinschliff kommt dann später in der Überarbeitung. Da weiß ich dann auch, wie die Szene weiter geht und kann gezielt darauf eingehen. Wenn der Kampf die beiden Kontrahenten beispielsweise in die Schlafzimmer führt, könnte man noch mal auf den Satz mit den Schlafzimmern und dem Efeu eingehen. Wenn nicht, würde dieser Nebensatz vielleicht auch komplett gestrichen. Oder durch einen passenderen ersetzt. Aber das zeige ich euch vielleicht ein anderes Mal.

Wie beschreibt ihr? Schreibt ihr lieber detaillierte Beschreibungen? Oder mögt ihr es kurz und kompakt? Und wie viele Hausmeistersöhne kennt ihr eigentlich wirklich?

Schreiben wie ein selbsternannter Schriftsteller – Charaktere beschreiben

Wisst ihr noch damals? Also vor 2 Wochen oder so? Als ich euch hier erklärt habe, wie ein selbsternannter Schriftsteller statische Elemente beschreibt? Nein? Auch egal. Denn heute zeige ich euch, wie man nichtstatische (unstatische? nonstatische?) Elemente beschreibt. Also finstere Typen und eigenartige Gestalten. Oder in unserem Fall eben Peter, der Sohn des Hausmeisters und der schwarze Magier Lord Edgar.

Nur noch mal zur Information die Ausgangslage: Peter steht am Stall und Edgar am Galgen auf dem Burghof. Und das Wetter ist so richtig schön Sintflut.

Also weiter. Wir wollten die Charaktere beschreiben. Beginnen wir also mit Peter, dem Sohn des Hausmeisters. Als Sohn des Hausmeisters hat Peter selbstverständlich eine Latzhose an. Das ist aber auch das einzige Kleidungsstück, dass sich der Sohn eines Hausmeisters leisten kann. Das ist natürlich ein bisschen wenig, aber mit etwas Vorgeschichte kann man da sicher was drehen. Sagen wir beispielsweise, dass sich Peter vor dem finalen Kampf eine Rüstung besorgte, die er jetzt angelegt hat.

Die dicken Regentropfen klopften auf den Eimer, der auf Peters Kopf saß. Die zersägten Dachrinnenstücke an Armen und Beinen verhinderten zumindest teilweise, dass seine Latzhose nass wurde. Die Ofenklappe saß etwas locker an seiner Brust. Peter zog das dünne Seil, das um seinen Hals hing, fester und rückte den improvisierten Brustpanzer mit seinen knochigen Fingern zurecht. Durch die zwei Löcher, die er zuvor in den Eimer gebohrt hatte, blickte Peter mit seinen blauen Augen zum Galgen hinüber.

Ich schätze, damit sieht unser Held erst mal dämlich genug aus. Und, dass er blaue Augen hat haben wir auch noch erfahren. Das bringt zwar überhaupt nichts, aber ich habe festgestellt, dass die Augenfarbe aus irgendeinem Grund unfassbar interessant für viele Leser zu sein scheint, also baue ich sie einfach mal so nebenbei ein.

Damit steht unser Held also bereit. Fehlt noch der Antagonist. Erste Regel: „er sah böse aus“ ist wirklich nur verwendbar, wenn euch gar nichts besseres einfällt. Und falls das der Fall sein sollte, sucht euch ein anderes Hobby.

Regentropfen bahnten sich einen Weg durch das Gewirr von Edgars langem Bart und tropften auf seine Kutte. Edgar ignorierte das herabfallende Wasser. Die schwarze Kapuze schützte seinen haarlosen Kopf vor dem Schauer. Seine langen Fingernägel spielten an seiner Gürtelschnalle mit dem Totenkopf herum. Mit seinen grünen Augen starrte er den lächerlichen Ritter am Stall an.

Augen, ist klar ne? Ansonsten natürlich ein paar Klischees, aber das kann man schon mal machen. Hauptsache da steht nicht „er sah böse aus“. Dazu kriegt man auch mal einen kleinen Einblick in einen direkten Gedankengang, denn Edgar hält seinen Gegner für „lächerlich“. Mit anderen Worten, er glaubt, dass er leichtes Spiel haben wird. Das kann noch wichtig sein, wenn er seinen Gegner unterschätzt. Aber mal schauen …

Was man noch machen könnte, wäre Peter eine Waffe zu geben. Wie einem Ritter eben. Aber das ist auch wieder abhängig davon, wie der Kampf verlaufen soll.

Das sehen wir dann im letzten Teil dieser Beschreibungsreihe, wenn wir die vorhandenen Beschreibungen zu einer Szene zusammensetzen und die Action so richtig starten kann. Uiuiui, das wird aufregend …

Könnt ihr es auch kaum erwarten? Und findet ihr nicht auch, dass es viel zu wenige Beschreibungen von Augen gibt? Dabei sind die so vielseitig: Blau, Braun, Grün, Blind, Ausgestochen …

Schreiben wie ein selbsternannter Schriftsteller – Szeneriebeschreibung

Letztens habe ich hier meine Gedanken zu Beschreibungen in Büchern kundgetan. Da macht es natürlich Sinn, euch auch mal zu zeigen, wie ich so eine Beschreibung angehe. Oder zumindest einen Ansatz.

Dazu brauchen wir aber erst mal ein paar Grundlagen, mit denen wir arbeiten können. Nehmen wir dazu folgende Szene:

Peter, der Sohn des Hausmeisters an Burg Lebingen, kämpft gegen den schwarzen Magier Lord Edgar, um zu beweisen, dass er ein Held sein kann.

Schon tausend Mal dagewesen aber damit lässt sich arbeiten, denke ich.

Bevor es losgeht noch eine Sache: Ich schreibe Fantasy und keine historischen Geschichten. Das heißt historische Authentizität ist mir völlig schnuppe. Wenn ich will, dass ein Charakter in meiner mittelalterlich angehauchten Welt eine Sonnenbrille trägt, dann gebe ich ihm eine. Selbstverständlich würde ich in dem Fall erklären, wie dieses ungewöhnliche Objekt in diese Welt passt. Aber ich setze mir selber keine Grenzen. Es ist meine Geschichte und sie spielt in meiner Welt. Also kann ich machen, was immer ich will, so lange ich es sinnvoll erklären kann. Jetzt wo das geklärt ist kann es ja los gehen.

Beginnen wir mit dem Setting. Die Szene wird auf Burg Lebingen stattfinden. Was hat eine Burg? Türme, Mauern, ein Tor, einen Graben. Einen Burghof mit Stall, Hubschrauberlandeplatz für den Hubschrauber des Hoferfinders und irgendwo liegt bestimmt auch noch der Hausmeister rum und pennt. Auf das ein oder andere Detail werden wir verzichten können. Schließlich bringt der Hubschrauberlandeplatz ohnehin nichts, wenn der Hubschrauber gar keine Rolle spielt.

Ich versuche meine Beschreibungen immer mit aktiven Verben zu versehen. Dinge werden anschaulicher, wenn sich etwas bewegt. Settings bringen da einen klaren Nachteil mit sich: sie sind statisch. Ein Burgturm bewegt sich nicht. Die einzige Aktion, die man ihm zuschreiben kann, ist die des Stehens. Daraus lässt sich nicht viel machen. Also überlege ich mir etwas, das im Zusammenhang mit dem Burgturm stehen könnte.

Efeuranken kletterten von der Burgmauer aus den Burgturm hoch, als wollten sie in das oberste Fenster steigen, um mal nachzusehen, was in den Schlafzimmern los ist.

In diesem Fall übernimmt das Efeugewächs die aktive Rolle, um auf den Burgturm hinzuweisen (der letzte Teil des Satzes wird eventuell hinterher wieder gestrichen, weil die Schlafzimmer nicht wichtig sind). Natürlich ist es bei einem Burgturm relativ simpel, da jeder ein Bild von einem Burgturm im Kopf hat, also muss der nicht zwingend genauer beschrieben werden. Man weiß da ist ein Turm und oben ist ein Fenster. Das Fenster könnte noch eine Rolle spielen, jetzt wo man es ohnehin erwähnt hat. Sowas entscheide ich aber spontan, also mal abwarten …

Schauen wir uns mal den Burghof genauer an:

Die Pferde wieherten in den Stallungen, die aus den letzten Holzresten, die man hatte auftreiben können, zusammengezimmert worden waren. Immerhin hatten die Pferde ein Dach über dem Kopf, das sie vor dem Regen schützte, der sich in matschigen Pfützen im Hof sammelte.

Also haben wir schon mal das Pisswetter untergebracht. Und einen Stall. Neben den Stall stellen wir dann einen der Charaktere:

Im Gegensatz zu Peter, der mitten im Regen stand. (Keine Panik, wir werden Peter noch genauer beschreiben)

Fehlt eigentlich nur noch sein Gegner, der ebenfalls im Regen steht.

Lord Edgar stand neben dem alten wackeligen Galgen, an dem bei gutem Wetter die Kinder schaukelten, wenn er nicht gerade zur Belustigung oder Verstörung des Volkes genutzt wurde.

Bei dem Galgen wird es schon schwieriger ihn aktiv einzubauen. Was natürlich in erster Linie am Kackwetter liegt, dass die Kinder daran hindert, darauf zu spielen. Aber für den Anfang reicht das erst mal so.

Als nächstes stehen die Beschreibungen der Charaktere an. Damit ihr aber durch diese unfassbaren Genialitäten meinerseits nicht erschlagen werdet, gibt es die dann im nächsten Teil.

Wie beschreibt ihr statische Dinge? Habt ihr Verbesserungsvorschläge? Und findet ihr es auch unverantwortlich von den Eltern, dass sie die Kinder am Galgen spielen lassen?