Schreiben wie ein selbsternannter Schriftsteller – Die Aufgabe des Helden erschweren

Beim letzten Mal ist Peter daran gescheitert ein Ritter zu werden. Während ich die Szene schrieb, kam mir eine Idee, die direkt darauf aufbaut und diese Szene im Nachhinein wichtiger macht. Dafür muss ich allerdings ein bisschen nach vorne springen in der Geschichte. Da in die Nummer hier aber ohnehin mal etwas Zug reinkommen kann, ist das vermutlich gar nicht so schlimm. Normalerweise schreibe ich meine Geschichten chronologisch. Soll heißen: Wenn mich eine Szene auf eine Idee bringt, die sich später verwenden lässt, mache ich mir eine Notiz und kümmer mich dann darum, wenn ich dort ankomme.
In diesem Fall mache ich eine Ausnahme und wir springen zu der Stelle, an der die Schlangofanten die Burg erreichen und diese stürmen.

Lord Edgar stand auf einem Hügel einige Kilometer entfernt von der Burg und schaute sich an, wie die Schlangofanten das taten, was sie am besten konnten: Chaos verbreiten.
Krump und seine Armee schnetzelten sich durch die Wachen, als wären sie nichts weiter als Dekoration auf dem Burghof. Für die meisten Wachleute stimmte das auch beinahe. Ihre Ausbildung beschränkte sich darauf, ein Schwert halten zu können und sich durch tagelangen Schlafentzug daran zu gewöhnen, vor Türen zu stehen und dabei nicht einzuschlafen. Krump und die Schlangofanten erfüllte diese Schlacht nicht. Sie bevorzugten einen richtigen Kampf auf Leben und Tod und sahen es als Ehre an, auf dem Schlachtfeld zu sterben. In diesem Fall hätten sie sich selbst erstechen müssen, um diesen ehrenvollen Tod zu finden. Ein Tor öffnete sich und eine Truppe schwer gepanzerter Ritter unter Leitung des Wachmanns mit dem verbeulten Helm ritt auf den Hof. Vielleicht bestand doch noch Aussicht auf das ehrenreiche Ableben an diesem Tag.

Während die Ritter und die Schlangofanten kämpfen, steht Lord Edgar also auf dem Hügel und beobachtet das Geschehen. Als Magier und Antagonist der Geschichte hilft er logischerweise etwas nach, um die Situation zu seinen Gunsten zu beeinflussen. In dem Zusammenhang fällt mir gerade wieder ein, dass ich zumindest die magische Sprache bereits im Ansatz entwickelt hatte. Das reicht aber eigentlich nicht, denn ich sollte mir ein ganzes Magiesystem überlegen. Das passt hier jetzt nicht hin, also verschiebe ich das aufs nächste Mal. Jetzt belegt Edgar einfach mal alle Ritter mit einem Fluch, sodass die Schlangofanten leichtes Spiel haben. Und hier kommen wir zurück zum letzten Teil. Peter hat die Ritterprüfung schließlich nicht bestanden und somit betrifft ihn dieser Fluch nicht. Das heißt, dass er kämpfen kann. Allerdings ist er kein Kämpfer und muss da erstmal hinkommen. Denn sind wir ehrlich: Eigentlich ist er der reinste Lappen.

Peter tat das, was ein Hausmeistersohn, der kurz zuvor die Ritterprüfung vergeigt hatte, in so einem Fall sinnvollerweise tut: Er versteckte sich in einem Schrank. Die Schlangofanten patroullierten in der Burg und durchsuchten jeden Winkel. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn finden würden.
„Lasst mich los!“, befahl eine ihm bekannte Stimme.
„Sie haben die Prinzessin“, flüsterte er.
Peter kannte sich nicht gut mit der Fauna des Landes aus, sonst hätte er gewusst, dass Schlangofanten ein äußerst gutes Gehör haben, dem kein noch so leises Flüstern entgeht. Krump riss die Schranktüren auf.
„Was haben wir denn hier?“ Krump und eine Gruppe von Schlangofanten musterten Peter und überlegten, wer von ihnen die besten Teile verspeisen durfte.
Peter hatte nicht vor, eine Entscheidung abzuwarten und tat das, was man in so einem Fall sinnvollerweise tut: Er lief los und sprang ganz unheldenhaft aus dem Fenster. Krump schaute aus dem Fenster in den dreckigen Burggraben, aus dessen dickflüssigem Wasser Luftblasen aufstiegen. Nichtmal ein Schlangofant hätte sich freiwillig in dieses Gewässer getraut. Der Junge war zwar dumm gewesen, aber Krump respektierte diesen Mut. Er rotzte einen Schleimklumpen aus seinem Rüssel in das Tümpelwasser und ging davon, um nach weiteren mutigen und dummen Personen in der Burg zu suchen.
Peter tauchte auf und wischte sich den stinkenden Matsch aus den Augen. Die Tatsache, dass er nicht von Speeren oder Pfeilen durchbohrt wurde, deutete er als Zeichen dafür, dass ihm niemand seine Aufmerksamkeit schenkte. Er watete an Land und lief so schnell davon, wie es seine matschigen Kleider zuließen.

Die Burg ist also in der Hand von Lord Edgar und Hausmeistersohn Peter, der bisher absolut nichts geleistet hat, was ihn irgendwie heldenhaft erscheinen ließe, ist die letzte Hoffnung, die Burgbewohner zu retten. Wie genau das weitergeht, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, deshalb schauen wir beim nächsten Mal zuerst, was Lord Edgar auf der Burg so anstellt und überlegen uns eine Magiesystem. Das dürfte interessant werden.

Wie erschwert ihr dem Helden seine Aufgabe? Lasst ihr sie dafür auch aus Fenstern springen? Und in wie vielen Burggräben seid ihr schon geschwommen?

Schreiben wie ein selbsternannter Schriftsteller – Den Protagonisten zum Helden machen

Mittlerweile hat jeder Charakter ein Ziel vor Augen. Manche ein langfristiges, andere ein eher kurzfristiges, das sich noch ausbauen oder erweitern lässt. An diesen Zielen entlang ergibt sich jetzt der weitere Verlauf der Geschichte. Heute gucken wir mal, wie sich das Ziel auf unseren Protagonisten auswirkt.

Peter will also Ritter werden, um Prinzessin Alisa zu beweisen, dass er ein echter Kämpfer ist, obwohl er genau weiß, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Also muss er herausfinden wie man ein Ritter wird.

Peter saß an einem wackeligen Tisch und kaute auf einem Hühnerknochen herum. Sein Vater hatte eine Vorliebe für Hühnchen und bei jeder Gelegenheit stellte er einen Eimer bereit, der vom Festmahl übrig geblieben war. Da er ständig Reparaturen in der Burgküche vornehmen musste, gelang es ihm fast täglich, einen Eimer mit Essensresten mitgehen zu lassen. Peter warf den abgenagten Knochen aus dem Fenster. Der Knochen drehte sich im Fall um die eigene Achse und traf unten mit einem „Klonk“ den verbeulten Helm eines Wachmanns. Der Wachmann schaute nach oben und fragte sich, wo der Hühnerknochen herkam. Er hatte eine Vermutung.
„Wie wird man ein Ritter?“, fragte Peter seinen Vater.
„Sohn“, sagte Vater und schlug die Beine übereinander, was bedeutete, dass er sich auf einen längeren Monolog vorbereitete, „das Rittertum hat eine lange Tradition. Es basiert auf den ritterlichen Tugenden: Dem Dienst am Herrn, dem Dienst am Glauben und dem Minnedienst.“ Vater räusperte sich. Ihm wurde bewusst, dass er Gesprächen über Frauen mit seinem Sohn bisher gekonnt ausgewichen war. „Das bedeutet, ähem, du musst, du weißt schon, Frauen und Ritter, nun, wenn sich ein Ritter in strahlender Rüstung und eine Frau in schönem Kleid begegnen und dann, nun ja, wollen sie …“
Peter hörte nur mit einem Ohr zu. In Gedanken sah er sich in der von Vater erwähnten strahlenden Rüstung auf dem Burghof stehen. Die Rüstung gänzte in der Sonne und Prinzessin Alisa stand an seiner Seite.
„… und deshalb müssen die Traditionen gewahrt werden“, schloss Vater seinen Vortrag, „und man muss beweisen, dass man das Zeug zum Ritter hat. Beim traditionellen Rittercasting.“

Gewöhnlich würde hier jetzt ein etwas längerer Dialog folgen, der durch Nachfragen von Peter das Rittercasting erklärt, aber aus Platzgründen spare ich den aus und erkläre es schnell so: Peter braucht ein Pferd oder besser gesagt ein treues Ross, eine Rüstung und ein Schwert oder eine andere Waffe, die dem Stand eines Ritters gerecht wird. Und dann muss er sich im Kampf gegen einen Ausgewählten beweisen. Damit wäre er dann also erstmal beschäftigt und wächst mit der Erfüllung jeder Aufgabe etwas mehr über sich hinaus. Wie genau das ablaufen wird, ergibt sich dann recht spontan. Er könnte zum Beispiel ein Pferd bei einem Wettrennen gewinnen oder einfach eins aus den Ställen mitnehmen. Ein Schwert könnte er schmieden lassen oder es irgendwo finden (Schwert im Stein und so kennen wir ja alle). Die Rüstung besteht, wie wir bereits wissen aus zusammengebundenen Einzelteilen wie Dachrinnen, Ofenklappe und Eimer als Helm. Den Part, wie er sich all den Kram besorgt, überspringe ich einfach mal. Ich würde das vermutlich nutzen, um erstens die Welt etwas mehr in den Fokus zu rücken, wenn Peter eventuell sogar mal die sichere Burg verlassen muss, und um ihm mehr Profil zu geben. Eventuell käme auch noch der ein oder andere Nebencharaktere dazu, den er dabei trifft.

Springen wir also zu dem Kampf, in dem Peter beweisen muss, dass er was als Ritter taugt. Sein Gegner wird kein Unbekannter sein:

Peter stand in voller Rüstung im großen Saal und schaute durch die Löcher im Eimer zu den Sitzbänken herüber. Die Jury saß an einem Tisch und wirkte desinteressiert genug, um auch einen halbgaren Ritter durchzuwinken. Peters Unsicherheit verbesserte sich dadurch nur geringfügig. Der Vorsitzende der Jury stand auf, schüttelte seine blonde Mähne und verkündete Peters Gegner. Ein hohes Tor öffnete sich und eine Wache mit einer Beule im Helm betrat den Saal. Das hämische Grinsen auf seinem Gesicht verriet, dass er sich an Peter erinnerte und es kaum erwarten konnte, die Beule in seinem Helm zu rächen.
„Sind die Kämpfer bereit?“, fragte der Juryvorsitzende und schwang einen Hühnerknochen. „Dann lasst den Kampf beginnen!“
Der Wachmann zog sein glänzendes Schwert und zeigte mit der Spitze auf Peter. „Wenn ich mit dir fertig bin, werde ich mir einen neuen Helm schmieden lassen. Aus den Überresten deiner lächerlichen Rüstung.“
Peter zog am Griff seines Schwerts. Es steckte in der Scheide fest. Der Wachmann kam langsam auf ihn zu. Peter zog fester. Der Wachmann hob sein Schwert. Peter zog so fest er konnte. Die Klinge löste sich aus der Scheide. Peter verlor den Griff aus den Händen. Das Schwert flog durch den Saal. Die Jury duckte sich. Das Schwert drehte sich über sie hinweg und durchtrennte ein Seil an der Wand hinter ihnen. Der Kronleuchter, den das Seil in seiner Position unter der Decke hielt, rauschte abwärts. Peter und der Wachmann schauten hoch. Dem Helm des Wachmanns wurde eine weitere Beule hinzugefügt. Der Eimer auf Peters Kopf sah auch nicht besser aus. Beide Kämpfer lagen unter dem Kronleuchter begraben.
Der Juryvorsitzende erhob sich und kaute auf dem Hühnerknochen herum. „Ich schätze, es ist ein Unentschieden.“ Er kaute einen Moment und dachte nach. „Nicht gerade das, was man von einem Ritter erwartet, oder?“
Die restlichen Jurymitglieder nickten zustimmend.
„Nun, ruft die Krankenschwestern. Vielleicht sind noch einzelne Körperteile zu retten.“

Peter ist also nicht zum Ritter geworden. Ich weiß, die Überschrift des Beitrags ist etwas irreführend. Aber einen Helden kreiert man natürlich nicht mal eben so, sondern Schritt für Schritt, um dann am Ende der Geschichte den Abzug zu drücken, sozusagen. Peter muss sich also auf andere Art beweisen und hat noch einen langen Weg vor sich. Wie dieser aussehen wird, erfahren wir dann demnächst.

Jetzt, wo der Protagonist etwas aktiver in Erscheinung getreten ist, sollte der Antagonist nachziehen und die Sache noch zusätlich erschweren. Wie das aussieht und in welchem Zusammenhang das mit dieser Szene stehen könnte, schauen wir uns beim nächsten Mal an.

Wie macht ihr eure Charaktere zu Helden? Schmeißt ihr sie dafür in einen Kampf? Und wie viele Kronleuchter spielen dabei eine Rolle?

Schreiben wie ein selbsternannter Schriftsteller – Aufgaben für Nebenfiguren

Beim letzten Mal haben die Hauptfiguren Aufgaben gekriegt. Das ist deshalb so wichtig, weil nur ein Charakter mit einem Ziel die Story voranbringt und nicht von der Story getragen werden muss. Jemand der schlauer war als ich, sagte mal, dass jeder Charakter in jeder Szene ein Ziel haben sollte und sei es nur ein Glas Wasser. Ganz so eng sehe ich das zwar nicht, aber innerhalb der Geschichte brauchen die Beteiligten auf jeden Fall ein Ziel.

Das trifft also auch auf die Nebenfiguren zu, von denen wir auch schon ein paar kennengelernt haben. Bei Prinzessin Alisa beispielsweise wissen wir bereits, dass sie unbedingt Fensterläden vor ihrem Zimmer haben will, damit sie morgens ausschlafen kann. Das mag jetzt erstmal nicht der Knaller sein, aber es hat zumindest als Aufhänger gereicht, um sie und Peter miteinander bekannt zu machen. Im weiteren Verlauf wird sich das Ziel natürlich dann noch ändern, aber die Fensterläden wird sie nicht aus den Augen verlieren. Schließlich steht eine große Schlacht bevor und nach einer großen Schlacht ist Ausschlafen besonders wichtig, wie wir alle wissen. Die herannahende Bedrohung durch die Schlangofanten wird also noch Einfluss auf Alisa haben.

Und wo wir schon bei den Schlangofanten sind, kommen wir zu Krump, der gerade ein kleines Dorf mit seiner Armee überfällt:

Der wohlige Klang von panisch kreischenden Menschen übertönte die erfreulichen Geräusche knisternder Brände, die Holzgebäude in Schutt und Asche legten. Zumindest für die Schlangofanten gab es kaum etwas angenehmeres, als sich diesen Tönen hinzugeben, während sie anderen Lebewesen mit ihren Waffen den Schädel einschlugen. Krump selbst erfüllte das schon seit einiger Zeit nicht mehr mit richtiger Freude. Vermehrt hatte er das Gefühl, dass es auch für einen Schlangofanten mehr geben sollte, als nur die Söldner für einen wahnsinnigen Zauberer zu sein. Auch wenn dieser sie erschaffen hatte. Irgendwann sollte auch diese Schuld eingelöst sein. Krump zermatschte einem alten Mann das Gesicht und schleifte sein Schwert gelangweilt hinter sich her. Die Klinge hinterließ eine Furche im blutgetränkten Gras. Krump schaute sich die Furche an und dachte über Ackerbau nach.

Wie ihr mittlerweile wisst, halte ich es im ersten Entwurf meist simpel. Ich gebe mir selbst sozusagen Stichpunkte im Text, mit denen ich arbeiten kann, die sich dann später in der Überarbeitung verfeinern lassen. Ein Schlangofant, der ein einfacher Bauer werden will, könnte jedenfalls ganz unterhaltsam werden.

Als wir Wachmann Thorben das letzte Mal sahen, floh er vor genau dieser Schlangofantenarmee. Sein Ziel ist also erstmal „Abhauen“. Das ist natürlich nicht sehr ertragsreich für den weiteren Verlauf der Geschichte und es sollte doch noch etwas mehr dazu kommen.

Am Horizont stieg schwarzer Rauch auf. Wachmann Thorben wusste genau, wo dieser Rauch herrührte. Er hatte sich nicht lange in dem Dorf aufgehalten, aber es stimmte ihn einigermaßen traurig, zu wissen, dass er seine Tage nicht mehr mit den mehr oder weniger netten Bauern und Brauern des Dorfes verbringen konnte. Das Leben auf dem Land hatte durchaus seine Vorteile. Die Nahrung war frisch, man hielt sich viel an der frischen Luft auf und eigentlich konnte man den ganzen Tag auf dem Wachturm entspannen. Natürlich immer mit mindestens einem offenen Auge. Und vielleicht war ein zweiter Wachmann auch keine schlechte Idee. Wachmann Thorben nahm sich vor, diese Idee im Hinterkopf zu behalten und nach einem anderen Dorf zu suchen, in dem er sich niederlassen konnte. Weit entfernt von den Schlangofanten. Zuvor musste er aber einen Umweg nehmen und seine Schwester warnen.

Wachmann Thorben hat also eine Schwester. Wer das genau sein wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht ist es Prinzessin Alisa oder jemand anderes an der Burg, der noch nicht erwähnt wurde. Es könnte auch jemand ganz anderes sein, falls ich das Gefühl habe, dass ich noch einen Handlungsstrang an einem anderen Ort gebrauchen kann. Sowas ergibt sich bei mir immer erst während dem Schreiben selbst. Zumindest hat jetzt aber vorerst jeder ein kleines oder größeres Ziel, das die Geschichte vorantreibt. Falls sich hinterher herausstellt, dass etwas davon ins Leere läuft, fliegt es in der Überarbeitung wieder raus.

Beim nächsten Mal kümmere ich mich dann darum, den Protagonisten Peter zum Helden zu machen oder ihn zumindest versuchen zu lassen, einer zu werden.

Wie behandelt ihr eure Nebenfiguren? Was für Ziele haben sie? Und wärt ihr auch gerne ein einfacher Bauer, der ein ruhiges Leben auf dem Land führt?

Schreiben wie ein selbsternannter Schriftsteller – Aufgaben für Hauptfiguren

Mittlerweile haben wir einen ganzen Haufen von Charakteren in der Geschichte kennengelernt. Manche sind wichtiger als andere. Aber was sie alle gemeinsam haben: Sie brauchen ein Ziel. Eine Aufgabe, die sie antreibt, damit sie nicht still stehen und die Geschichte stets voran getrieben wird.

Schauen wir uns als erstes unseren Protagonisten Peter an. Der Protagonist sollte natürlich vor allem anderen ein Ziel haben, schließlich ist er – neben dem Antagonisten – die wichtigste Figur der Geschichte. Hausmeistersohn Peter wurde ja ausreichend als unfähiger Trottel etabliert, würde ich sagen. Nachdem er dann völlig trottelig aus dem Fenster fiel, liegt er jetzt in einem Bett.

Der Hospitalbereich der Burg befand sich noch in der frühen Planung – was bedeutet, dass sich bisher niemand Gedanken darum gemacht hatte, einen Hospitalbereich einzurichten. Prinzessin Alisa saß neben dem Bett, in dem Peter lag und sich von seinem Sturz erholte. Alisa schaute auf die Fensterläden vor dem Fenster. Selbst hier unten im ersten Stockwerk, wo kaum Sonne hin kam, hatten die Fenster einen Lichtschutz. Alisa seufzte. Peter hustete. Er wachte auf und öffnete die Augen. Seine Überraschung über Alisas Anwesenheit ließ sich nicht verheimlichen. Was sich auch nicht verheimlichen ließ, war die Tatsache, dass Alisa zu keinem Zeitpunkt in ihrem Leben von irgendwas oder irgendjemandem so unbeeindruckt gewesen war, wie in diesem Moment von Hausmeistersohn Peter.
„Du bist nicht sonderlich geschickt, was?“, fragte sie und erwartete keine Antwort. „Weißt du, ich brauche jemanden, der geschickt ist. Einen echten Mann, der weiß, wie man mit einem Hammer umgeht und Dinge repariert. Und der vielleicht auch den ein oder anderen Kampf für mich austragen kann.“
Eine Rüstung klackerte auf dem Flur vorbei. Alisa schaute durch die halb geschlossene Tür und verfolgte den Ritter mit den Augen für den Bruchteil der Sekunde, die er sich im Blickbereich zwischen den Türrahmen befand.
„Sehen sie nicht toll aus in ihren Rüstungen?“ Alisa schwelgte in Gedanken an Nächte mit Rittern, die auch handwerklich begabt waren.
Peter wusste, was er zu tun hatte. Er würde der Prinzessin beweisen, dass er ein richtiger Mann sein konnte.

Etwas plump und zusammengestückelt, aber es erfüllt seinen Zweck. In der Überarbeitung lässt sich das noch ausbauen.

Beim Antagonisten habe ich bisher eigentlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Natürlich absichtlich, um das hier wieder aufgreifen zu können *hust* Lord Edgar ist bisher absolut uninteressant, inaktiv und man weiß absolut gar nichts über ihn. Sein Ziel ist zwar irgendwie klar: Er will die Burgbewohner platt machen. Aber das ist natürlich ohne die nötige Motivation oder zumindest einen guten Grund einfach nur belanglos. Ein Antagonist, der einfach nur böse ist, ist eben das langweiligste, was es so gibt. Um nach einem Grund für Lord Edgars Hass auf die Burgbewohner zu suchen, muss man wohl in die Vergangenheit reisen und mal schauen, was dort vorgefallen sein könnte:

Lord Edgar saß in seinem goldenen Thron und starrte gelangweilt die große Tür an, die viele Meter entfernt, am Ende eines langen Teppichs, sehr klein wirkte. Die Tür war nicht immer in diesem Schloss gewesen. Sie war das letzte Erinnerungsstück an seine Zeit auf der Burg. Als fest angestellter Magier des Königs hatte er die Burg oft gegen einfallende Horden und unwillkommene Versicherungsvertreter verteidigt. Die meiste Zeit verbrachte er in seinem Zimmer in den Katakomben unter der Burg. Dort erdachte er neue Zauber zur Abwehr von Feinden und der Verteidigung der Burg. Auf Befehl konnte er sich auf magische Art und Weise in sekundenschnelle in den Thronsaal des Königs begeben. Das passierte mehrmals am Tag. Obwohl er nur für Kampfhandlungen angestellt war, rief der König bei jeder Gelegenheit nach ihm, wenn gerade eine Situation eine Bewegung erforderte. Lord Edgar fand sich damit ab. Schließlich wurde er gut für seine Dienste bezahlt und so konnte er dem König auch mal einen Apfel aus der Obstschale in den Mund schweben lassen oder die Türen zum Thronsaal mit einem Fingerschnippen schließen, wenn diese von den Lakaien des Königs mal wieder offen gelassen worden waren und der König im Windzug fröstelte. Die Undankbarkeit des Königs zeigte sich an einem Abend, als der Himmel in rotem Licht erstrahlte. Der König hielt die Farbe am Firmament für ein böses Omen und bat Lord Edgar, etwas dagegen zu unternehmen. Lord Edgar stieß in diesem Augenblick an seine Grenzen. Mit Hilfe von Magie konnte er fast alles bewerkstelligen. Aber es gab zwei Dinge, auf die er keinen Einfluss hatte: Den Himmel oder besser gesagt, das Wetter und den Tod. Magie konnte tödlich sein, ja, aber jemanden zurück ins Leben zu holen war genau so wenig möglich, wie den Himmel blau zu streichen, wie es der König an diesem Abend gefordert hatte. Lord Edgar versuchte dem König die Idee von schlechten Zeichen und Vorhersehung auszureden. Er selbst glaubte nicht an Wahrsagerei. Er glaubte an die Kraft der Magie und sonst nichts. Der König war äußerst enttäuscht darüber und knallte Lord Edgar die Tür vor der Nase zu. Die Nase hatte sich nie davon erholt und wies noch heute eine Krümmung auf. Lord Edgar fuhr mit dem Finger über seinen Nasenrücken. Wütend stand er auf und schritt auf die große Tür zu. Mit einer Handbewegung ließ er sie aufschwingen. Er wollte nicht tatenlos herumsitzen. Wenn die Burg des Königs im Erdboden versank, würde er anwesend sein und dem König in die Augen schauen. Er würde ihm alles nehmen, so wie dieser ihm alles genommen hatte.

Auch hier eher plump und vom Reißbrett. Aber für den Anfang reicht mir das auch. Die Figuren und ihre Eigenschaften entwickeln sich bei mir immer während dem Schreibprozess, also kann ich auch später wieder zurück gehen, wenn mir etwas besseres einfällt. Zum Beispiel auch zu der Tür, die ich einfach mal spontan in den Text geworfen haben. Was sich damit noch machen lässt, wird man sehen. Ansonsten fliegt sie eben später wieder raus.

Aber nicht nur die Hauptfiguren brauchen ein Ziel, auch die Nebenfiguren sollten eine Aufgabe verfolgen, die sie durch die Story trägt. Da gucken wir dann beim nächsten Mal, was sich da so machen lässt.

Was für Aufgaben haben eure Hauptfiguren? Hat es auch etwas mit Türen zu tun? Und welche Form hat euer Nasenrücken eigentlich?

Schreiben wie ein Selbsternannter Schriftsteller – Foreshadowing

Heute wird es höchstinteressant hier … okay, ich will nicht lügen, vielleicht wird es auch todlangweilig. Ich weiß es selbst noch nicht. Ich schludere den ganzen Kram hier schließlich ziemlich spontan hin. Ich weiß also überhaupt nicht, wo das alles hinführt. Und beim heutigen Thema schon gar nicht. Denn es geht um das gute, alte Foreshadowing – ich verzichte bewusst auf die deutsche Ausdrucksweise „epische Vorausdeutung“, weil mir das zu dämlich klingt und so episch ist das alles hier nun auch wieder nicht.

Es geht um bewusst platzierte Elemente, die im späteren Verlauf einer Geschichte wieder aufgegriffen werden. Das berühmteste Beispiel ist wohl die Waffe, die im ersten Kapitel in der Schublade des Detektivs liegt und mit der er im letzten Kapitel den Antagonisten erschießt. Oder die scharfe Blondine mit den dicken Tüten, die ihm den Auftrag erteilt hat, sich dann aber als eigentliche Drahtzieherin herausstellte. Oder sich selbst, weil er zu doof war, den Fall aufzuklären. Was auch immer der Ausgang sein mag, die Pistole wurde bewusst im ersten Kapitel erwähnt.

In meinem Beispiel von Lord Edgar und Hausmeistersohn Peter sieht das Foreshadowing bisher etwas anders aus. Irgendwo in all dem Gewurschtel hier habe ich beispielsweise mal die Schlafzimmer in der Burg erwähnt und genau in diesen Schlafzimmern befindet sich Peter jetzt, nachdem er so gerade vor den lebendigen Ranken an der Burgmauer fliehen konnte.
Bei mir ergeben sich solche Foreshadowings eher durch Zufall. Wie in diesem Fall mit den Schlafzimmern, die mal erwähnt wurden. Wenn die dann nochmal eine Rolle spielen, überlege ich mir erst dann, was man da vorher in der Geschichte vielleicht noch machen kann. Es kommt also eher selten vor, dass ich bewusst etwas in den ersten Kapiteln erwähne, um es später noch mal aufzugreifen. Es ist eher andersrum der Fall.
Wenn wir jetzt beispielsweise in der Geschichte weiter zurückspringen würden in eins der ersten Kapitel, könnte man ja bereits eine Szene in eben diesem Schlafzimmer spielen lassen, um hier zum Beispiel einen Gegenstand zu platzieren, der Peter im Kampf gegen Lord Edgar helfen könnte. Leider geben mittelalterliche Schlafzimmer nicht viel her. Da gab es nur das Nötigste. Ein Bett zum miteinander pennen. Einen Ofen, damit man sich nicht den Arsch abfriert beim Miteinanderpennen. Ein Stuhl in der Ecke neben dem Ofen, damit ein Schaulustiger den beiden im Bett Miteinanderpennenden bei Interesse zugucken kann. Ein Wandteppich … Moment mal. Damit lässt sich doch was machen. Nehmen wir den Wandteppich.

Ich springe also erstmal zurück und bringe den Wandteppich in einer früheren Szene ins Spiel:

Hausmeistersohn Peter stand verlegen im Schlafzimmer der Prinzessin und schaute auf den Boden. Vor ihm stritten sich die Königin und sein Vater der Hausmeister.
„Habt ihr eine Ahnung, was dieser Wandteppich für einen Wert hat?“
„Die Burg ist voll mit Wandteppichen“, versuchte der Hausmeister die Königin zu beruhigen.
„Aber dieser Wandteppich ist etwas besonderes“, erklärte die Königin. „Er ist schon seit Jahren in Familienbesitz. Er war immer für uns da, in guten und in sehr guten Zeiten.“ Schlechte Zeiten hatte die Familie nie erlebt. Schließlich waren sie Könige. Schlechte Zeiten waren für den Pöbel. „Er ist unersetzbar.“
„Nun, es ist nur ein kleiner Brandfleck“, stellte der Hausmeister mit prüfendem Blick fest. „Vielleicht kann man ihn mit irgendetwas verdecken.“ Er schob eine Kommode vor den Teppich. Er schaute sich das Ergebnis an. Die Kommode war zu klein. Der Brandfleck war weiterhin hervorragend zu sehen. Der Hausmeister schaute sich im Raum um. Er fand, wonach er suchte. Er nahm die kleine Blumenvase vom Nachtschrank neben dem Bett und stellte sie vor den Brandfleck auf die Kommode. „Perfekt“, sagte er jubelnd und grinste die Königin doof an.
Die Königin brummte etwas unverständliches, dann fügte sie hinzu: „Ich verlange, dass der Verantwortliche dafür bestraft wird.“ Sie zeigte auf Peter.
„O, natürlich. Macht euch keine Sorgen eure Hoheit. Ich werde ihn selbstverständlich zur Rechenschaft ziehen“, versprach der Hausmeister.
Die Königin schien zumindest etwas zufrieden und verließ den Raum.
Peter wagte es, aufzuschauen. Sein Vater guckte ihn kopfschüttelnd an. „Ich bin wirklich enttäuscht, Peter“, sagte er.
„Die Kerze ist umgefallen und ich …“
„Du hättest das ganze hässliche Ding abfackeln sollen.“ Vater lachte. „Ich würde mir den Fetzen nicht ins Zimmer hängen, wenn mich jemand dafür bezahlen würde.“ Er streichelte Peter den Kopf. „Komm, wir müssen noch ein paar Dinge erledigen.“

Damit haben wir den Wandteppich eingeführt und können den jetzt in der folgenden Szene benutzen und dann wird der Leser denken „Aha! Das ist ja dieser Wandteppich von vor 4235 Seiten“ oder „Ich fand das mit dem Wandteppich schon vor 4235 Seiten langweilig“, jedenfalls wird sich der Leser daran erinnern. Und wenn nicht, ist es auch egal. Hauptsache Wandteppich. Yay Wandteppich! GO WANDTEPPICH!!!

Peter schaute sich um im Schlafzimmer. Er erkannte den Wandteppich den er vor einiger Zeit angekokelt hatte. Die Blumenvase verdeckte immer noch den Brandfleck. Nur die Blumen waren ausgetauscht worden. Die Tür flog auf und Lord Edgar betrat den Raum.
„Ein weiteres Mal entkommst du mir nicht“, sagte er finster. „Du Wicht“, fügte er hinzu, um seinen Standpunkt klar zu machen.
Lord Edgar besann sich auf seine primäre Vorgehensweise und schlug mit seinem Stab zu. Peter duckte sich und krabbelte unter dem Bett her auf die andere Seite des Raums. Lord Edgar wollte zum Essen zuhause sein und die Sache endlich beenden. Er hob den Stab und rief: „Smetter!“ Ein Blitz schoss aus dem Stab auf Peter zu. Er konnte in letzter Sekunde ausweichen. Der Blitz traf die Kommode vor dem Wandteppich und zerschmetterte sie und die Vase darauf in tausend Teile. Die Wucht der Explosion ließ Peter zu Boden gehen. Er lehnte an der Wand neben dem Wandteppich. Lord Edgar ging langsam erhobenen Stabes auf ihn zu. Er stellte sich vor ihn und drückte die Spitze seines Stabs unter das Kinn des Jungen. Peter wusste, dass es vorbei war. Es gab keinen Ausweg mehr. Nur er und der Wandteppich waren hier, um sich gegen den bösen Magier zu stellen. Er griff den Wandteppich. Er hing nur noch locker an der Wand. Peter ergriff seine letzte Chance, den Wandteppich, und zog fest daran. Der Teppich löste sich von der Wand und fiel über Lord Edgar. Der böse Zauberer wandte sich unter dem Familienerbstück und taumelte blind durchs Zimmer. Das offene Fenster wurde ihm zum Verhängnis, als er heraus taumelte und mit Stab und Teppich in die Tiefe fiel.

Lord Edgar ist also besiegt, dank der großen Hilfe eines strategisch platzierten Wandteppichs. Natürlich ist er nicht tot, sondern hängt in seinen eigens zum Leben erweckten Ranken, die zuvor ge-foreshadow-t wurden. Toll was. Damit ist die Geschichte quasi erzählt und es fehlt nur noch das Ende. Das gibts dann beim nächsten Mal.

Wie betreibt ihr Foreshadowing? Habt ihr auch eine Waffe in der Schreibtischschublade, die ihr im letzten Kapitel eures Lebens überraschend ziehen könntet? Und wie viele Wandteppiche habt ihr eigentlich?

Schreiben wie ein Selbsternannter Schriftsteller – Sprachen

Letztes Mal waren wir bei Lord Edgar, der Magie einsetzen will. Dazu verwendet er eine fremde Sprache. Aber natürlich kann man da nicht einfach Französisch nehmen. Schon alleine, weil es viel zu schwer ist, Lord Edgars Genuschel auf Französisch zu übersetzen. Man versteht ja nur die Hälfte von dem, was der Typ sich da in den Bart brabbelt. Deshalb werde ich eine eigene Sprache entwickeln, mit der er Magie beschwören – und gegebenenfalls ausländisches Essen bestellen – kann.

Bei Sprachen muss man kreativ sein. Und schon das Wort kreativ ist ja sprachlich etwas ganz besonderes. Schließlich setzt es sich aus den lateinischen Wörtern „Krea“ für Krähe und „Tiv“ für Tiefe zusammen. „Die Krähe fliegt tief.“ Das bedeutet natürlich, dass man im Herbst, wenn die Krähen kommen, die besten Ideen hat. Zumindest glaube ich das. Kann kein Latein.

Widmen wir uns also lieber wieder Sprachen, die ich kann. Am besten eine, die ich selbst erfunden habe. Ich mache das nebenbei zum ersten Mal, also wird das sicher ein Riesenspaß. In meinem Roman (Ja, ja, der kommt wirklich irgendwann raus, versprochen) gibt es zwar auch eine Fremdsprache, aber da habe ich nur ungefähr 5 Wörter hingefriermelt, einfach, weil es gerade nötig war. Also schauen wir mal, wie wir das am besten angehen.

Erstmal sortiere ich wohl die Buchstaben des Alphabets aus, die ich nicht in der Sprache haben will. Ich denke nämlich einfach mal, dass es einfacher ist, eine Sprache zu entwickeln, wenn man weniger Buchstaben zur Verfügung hat. Also fliegen erstmal alle Umlaute raus. Die nerven sowieso nur. Bleiben also die üblichen 26 Buchstaben des Alphabets. Die Außenseiter X und Y schmeiß ich auch raus. Keiner in dieser Geschichte wird ein Xylophon spielen. Und wenn doch heißt es halt nur Lophon. Klingt auch gut. Die restlichen 24 lass ich mal drin. Ich will es auch nicht zu kompliziert machen, sonst muss ich nachher immer nachschauen, welche Buchstaben ich überhaupt nutzen kann.

Da es sich bei Lord Edgar um einen bösen Magier handelt, sollte die Sprache vielleicht auch etwas … ich sage mal „furchteinflößend“ klingen. Keine Ahnung wie man das hinkriegt, also mache ich das einfach mal spontan so, dass die meisten Worte mit „Brah“ anfangen. Das kann man gut schreien und klingt etwas bedrohlich. So wie in der deutschen Sprache, wenn man sagt: „Ich verkloppe dich mit der Brahtpfanne“ oder „Ich schicke dich nach Brahsilien“. Dabei fällt mir gerade auf, dass es sicher einfacher ist, eine Sprache aus Silben aufzubauen, anstatt ständig irgendwelche Wörter aus allen verfügbaren Buchstaben zusammen zu fuckeln. Dazu sollte man dann vielleicht eine Liste mit Silben und deren Bedeutung erstellen. Um das hier jetzt aber nicht ausarten zu lassen, verzichte ich da mal drauf und mache spontan weiter. Feinschliff kann ich der Sache immer noch geben. Aber die Silbe „Brah“ beispielsweise könnte vor allem bei Wörtern benutzt werden, die mit Tod und Unglück und so weiter zu tun haben. Die Silbe „Meng“ bedeutet Mensch und daraus leiten sich dann auch Wörter wie Mann, Frau, Kind, Volk usw ab. „Brahmeng“ ist dann zum Beispiel eine Leiche. Irgendwie werde ich mich so schon durch das Wirrwarr des Sprachkonstrukts hangeln, das ich hier erstellen will. Ich mache da bestimmt irgendwann weitere Teile, die mehr ins Detail gehen. Aber jetzt muss das erst mal reichen, sonst sprengt das hier den Rahmen.

Lord Edgar will in diesem Fall Hausmeistersohn Peter mit einem Fluch belegen. Sagen wir, er will ihn in einen Wurm verwandeln. Erstens zieht das immer und zweitens ist Edgar total einfallslos, also hat er nichts besseres auf Lager. Ich halte es hier mal simpel und zauber schnell ein simples Magiesystem aus dem Hut – oder besser gesagt, ich verzichte darauf. Edgar muss einfach nur in der fremden Sprache sagen, was er tun will und dann beschwört er auch schon die Magie. Hier also der Satz „In einen Wurm verwandeln“. Ein Wurm ist ein wirbelloses Tier. Also brauche ich erst mal die übergeordneten Silben für „Wirbel“ und „ohne“ und natürlich „Tier“. Ohne ist schlicht „On“, Tier könnte „Tera“ sein und Wirbel ist halt „Wirb“. Also ist ein Wurm ein „Wirbontera“. Klingt bescheuert, also bleibt das so. Das Wort „Verwandeln“ ist quasi das Wort „Veränderung“ oder „ändern“. Also mache ich da einfach mal ein „Endher“ für „ändern“ raus. Das Wort „In“ bleibt „In“, einfach weil mir nix besseres einfällt.

Lord Edgar hob seinen Stab und sprach in einer fremden Sprache. „Endher in Wirbontera.“ Ein grüner Blitz zischte aus der Spitze seines Stabs und verfolgte Peter, der so schnell er konnte, an den Ranke hochkletterte. Peter zog den Kopf ein und der Blitz traf das Mauerwerk über ihm. Einige der Steine verwandelten sich in Würmer und fielen ihm auf den Kopf. Angeekelt wischte er die Kriechtiere aus seinem Haar und kletterte weiter.
Lord Edgar startete einen zweiten versuch. Er hob seinen Stab und redete wieder in der fremden Sprache, um die Ranken zum Leben zu erwecken. Das würde den Jungen sicher aufhalten. „Liwe Rangen“ sagte er und ein blauer Blitz schoss auf die Ranken zu. Nach dem Aufprall begannen sie um sich zu schlagen und nach Peter zu greifen. In letzter Sekunde konnte er sich in eines der Fenster retten.

Was Peter in den Schlafzimmern der Burgbewohner erlebt, erfahren wir dann beim nächsten Mal, wenn es darum geht, das Foreshadowing auszunutzen.

Könnt ihr eine Fremdsprache? Oder habt ihr schon mal eine eigene Sprache erfunden? Und welche Buchstaben sind neben X und Y noch überflüssig?

Schreiben wie ein Selbsternannter Schriftsteller – Action in Umgebung

Letztes Mal startete die famose Action zwischen Hausmeistersohn Peter und seinem Widersacher Lord Edgar. Trotz der Länge des Posts konnte Peter nichts reißen und verschluckte eine Fliege. Und er verlor sein Schwert, das jetzt nahe des Galgens liegt. An dieser Stelle will ich die unmittelbare Umgebung in den Kampf einbeziehen. Zum Einen sorgt das für Abwechslung und außerdem dient das als Warnung, dass ihr euch besser nicht mit mir prügelt, denn ich haue euch alles an den Kopf, was ich in die Finger kriege. Wer nicht kämpfen kann, muss sich eben anders aushelfen, nicht wahr?

Lord Edgar lachte finster. „Du Wicht!“, sagte er. „Gib dich geschlagen und ich verspreche dir einen schnellen Tod.“ (nur so nebenbei: ist euch aufgefallen, dass Lord Edgar, wenn er was sagt, völlig abgedroschene und ausgelutschte Sprüche raushaut? Das war purer Zufall, passt aber zu ihm, also lasse ich es so)
Peter stand auf und schaute zu seinem Schwert. Lord Edgar lächelte ein freudloses Lächeln. Er trat einen Schritt zur Seite und stützte sich auf seinen Stab. Peter schaute ihn an. Edgar rührte sich nicht. Peter lief zu seinem Schwert und hob es aus der Pfütze auf, in der es gebadet hatte. Er schwang das Schwert vor sich hin und her. Hätte ein Bleistift vor ihm gestanden, hätte er ihn versehentlich angespitzt. Außer Atem ließ er das Schwert sinken und schaute Lord Edgar an. Der hob seinen Stab. „Dies wird eine gute Trainingseinheit.“
Edgar schwang den Stab herum und traf Peter am Arm. Der ließ das Schwert fallen. Der Stab kam erneut auf ihn zu. Peter sprang hinter den Galgenbaum. Holz traf auf Holz und machte „pock“. Peter sprang an den Galgen und schwang auf Edgar zu. Er hob die Beine und traf den alten Mann an der Brust.

Okay,ich gebe zu, Peter wird gerade ungewöhnlich sportlich. Da muss ich mir später noch was überlegen, das erklärt, warum er so „wendig“ ist. Momentan lässt die Umgebung allerdings nicht viel mehr zu. Aber mit etwas Vorgeschichte lässt sich das Problem gut lösen. Bis dahin mache ich aber einfach folgendes:

Peter stand, von sich selbst überrascht, vor Lord Edgar, der wütend am Boden lag. Peter hatte zuletzt an einem Seil geschwungen, als er im Sportunterricht ein Tau hochklettern sollte und seine Mitschüler unten aus Spaß begannen dieses hin und her zu schwingen bis er runterfiel und sich den Arm brach. Das beendete Peters ohnehin nicht sehr erfolgreiche Sportkarriere. Erstaunt starrte er Edgar an. Der nutzte die Gelegenheit, um dem Erstaunten eine handvoll Dreck in die staunenden Augen zu werfen. Lord Edgar mühte sich auf die Beine und fasste sich an die Lippe. Ein Tropfen Blut starrte ihm von seinem Finger entgegen. „Das war ein Fehler“, sagte er und schnaubte. „NIemand lässt mich mein eigenes Blut bluten.“ Er hielt den Stab hoch, starrte Peter an und sprach Worte in einer fremden Sprache.

Peter ist also selbst überrascht über seine plötzlich erlernten sportlichen Fähigkeiten. Das lässt sich jetzt natürlich hervorragend ausnutzen. Erinnert ihr euch noch an die Ranken, die den Turm hochklettern bis zum Schlafzimmerfenster?

Peter ahnte, dass fremde Sprachen, gesprochen von einem alten Mann, der einen Stab in die Luft hielt, niemals ein gutes Zeichen waren. Er schaute zum Turm hinüber. Er lief los, sprang an die Ranken, die am Turm hoch wuchsen und begann so schnell er konnte zu klettern.

Peter will sich in Sicherheit bringen. Lord Edgar will Magie beschwören. Das dürfte interessant werden, denn natürlich nutzt Lord Edgar dafür eine andere Sprache, die entwickelt werden muss. Das mache ich dann beim nächsten Mal.

Habt ihr auch schon mal an einem Galgen geschaukelt? Oder im Matsch gelegen? Und wie gut könnt ihr eigentlich klettern?

Schreiben wie ein selbsternannter Schriftsteller – Kampfszenen

Neulich habe ich hier eine kleine Reihe gestartet, in der ich erkläre, wie ich diese ganze Schreiberei so angehe. Da das so gut ankam – alle meine 5 Leser haben ein Like da gelassen – führe ich die Reihe jetzt einfach immer weiter und weiter und weiter und weiter und weiter … bis ihr alle das kalte Kotzen kriegt. Oder bis ihr alle genau so schreibt wie ich und ich endlich die Weltherrschaft anstreben kann. Ich tippe aber eher aufs kalte Kotzen.

Da ich bereits eine Szene erstellt habe, mit der sich weiterarbeiten lässt, setze ich da wieder an und baue alle weiteren Teile darauf auf. Wo das hinführt wird sich zeigen.

Die Szene sollte ja mittlerweile bekannt sein, aber zur Gedankenauffrischung hier noch mal, „was bisher geschah“:

Efeuranken kletterten von der Burgmauer aus den Burgturm hoch, als wollten sie in das oberste Fenster steigen, um mal nachzusehen, was in den Schlafzimmern los ist.
Die Pferde wieherten in den Stallungen, die aus den letzten Holzresten die man hatte auftreiben können zusammengezimmert worden waren. Immerhin hatten die Pferde ein Dach über dem Kopf, das sie vor dem Regen schützte, der sich in matschigen Pfützen im Hof sammelte.
Die dicken Regentropfen klopften auf den Eimer, der auf Peters Kopf saß. Die zersägten Dachrinnenstücke an Armen und Beinen verhinderten zumindest teilweise, dass seine Latzhose nass wurde. Die Ofenklappe saß etwas locker an seiner Brust. Peter zog das dünne Seil, das um seinen Hals hing, fester und rückte den improvisierten Brustpanzer mit seinen knochigen Fingern zurecht. Durch die zwei Löcher, die er zuvor in den Eimer gebohrt hatte, blickte Peter an sich hinab. Er bemerkte, dass er in einem Haufen Pferdeäpfel stand. Angeekelt trat er einen Schritt zur Seite.
Regentropfen bahnten sich einen Weg durch das Gewirr von Edgars langem Bart und tropften auf seine Kutte. Edgar ignorierte das herabfallende Wasser. Die schwarze Kapuze schützte seinen haarlosen Kopf vor dem Schauer. Er schubste den Galgen mit seinem langen Fingernagel an. Der Strick baumelte hin und her. Edgar starrte den lächerlichen Ritter an. „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen,man hätte dich einfach hier aufgehängt.“

Als nächstes sollte die Action folgen. Und ich bin ganz ehrlich. Mit Action habe ich noch so meine Probleme. Da Actionszenen generell ziemlich hektisch sind und kaum Pausen bieten, versuche ich das auch im Text einzubringen. Allerdings liest sich sowas dann oft nicht unbedingt gut, weil es eben auch zum Lesen zu hektisch und ohne Pausen ist. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

Edgar schlug Peter in die Fresse, der fiel in den Matsch, Edgar trat zu aber Peter rollte sich zur Seite, wich dem Tritt aus und legte Edgar mit einem Beinfeger auf den Rücken, der zappelte wie eine verlorene Schildkröte, während Peter aufstand um nächste Schritte zu planen und stellte sich vor Edgar auf usw.

Klingt nicht gut. Ist zu hektisch. Und Peter kann überhaupt keinen Beinfeger. Also muss das alles etwas anders aufgebaut werden. Wie genau weiß ich ehrlich gesagt noch nicht so genau. Ich gehe einfach immer spontan an sowas ran. Auch jetzt. Also mal schauen:

Als erstes muss ich mir natürlich überlegen, was die Kämpfer überhaupt so drauf haben. Ist ja nicht jeder ein Martial-Arts-Mega-Kung-Fu-Säbel-Ninja. Manche sind auch einfach nur Luschen. So wie Hausmeistersohn Peter. Man kann ziemlich sicher davon ausgehen, dass er wenig bis keine Kampferfahrung hat, es sei denn, der Verlauf der Geschichte, die zum Kampf mit Lord Edgar führte sieht das vor. Sagen wir zum Beispiel, dass er ein Schwert finden musste, mit dem er gegen den Schwertmeister antreten konnte (ihr wisst schon, wie in Monkey Island, einem der fantastischsten Computerspiele aller Zeiten; da kann man sich ruhig mal bedienen). Also hat er zumindest eine Idee davon, wie er ein Schwert zu halten hat. Trotzdem ist er natürlich kein erfahrener Kämpfer, was sich im Kampf widerspiegeln muss.

Peter stellte sich in Kampfpose auf, was bedeutete, dass er das Schwert in beiden Händen hielt und versuchte nicht umzufallen. Die Klinge zitterte. Er richtete sich neu aus und sicherte seinen Stand, wie er es vom Schwertmeister gelernt hatte. Er hielt das Schwert fest in seiner Hand. Er ließ die Klinge nach rechts schwingen. Er ließ die Klinge nach links schwingen. Er schwang das Schwert über dem Kopf. Er richtete die Spitze auf Lord Edgar.

Schauen wir uns den mal etwas genauer an. Er ist ein älterer Mann mit langem Bart. Er hat also sicher Erfahrung im Kampf. Aber als Oberbösewicht hat er sich natürlich auch oft zurückgehalten und seine Handlanger die Drecksarbeit machen lassen. Aber er kann mit seinem Stab, den ich ihm jetzt mal spontan in die Hand drücke, durchaus einige Schwinger landen.

Lord Edgar schob die Ärmel seiner Kutte hoch und präsentierte seinen mit Schnitzmustern verzierten Stab. Er verzichtete darauf, seine Kampfkünste zu demonstrieren. In seinem Alter sollte man sich mit schnellen Bewegungen möglichst zurückhalten, um Rückenschmerzen zu verhindern. Er stützte sich auf den Stab und wartete auf Peters Angriff.

Peter muss jetzt also die Offensive übernehmen.

Peter nahm seinen ganzen Mut zusammen und stürmte, Schwert voran, auf Lord Edgar zu. Als Pazifist wiederstrebte es ihm, den alten Mann zu attackieren, aber er wusste auch, das Angriff die beste Verteidigung war. Und gegen einen Mann wie Lord Edgar musste man auch mal auf seine Prinzipien pfeifen. Die Schwertklinge durchschnitt die Regentropfen, die auf sie hinabprasselten. Peter hielt es für eine gute Idee einen Kampfschrei herauszubrüllen. „Braaarghlurghaarghllll“, rief er, als er sich an einer Fliege verschluckte, die ihm vom Pferdestall aus gefolgt war.

Peter ist also auf dem Weg in den großen Kampf mit Lord Edgar. Mal schauen, wie der sich verhält:

Lord Edgar stand ruhig im Regen und schaute zu, wie Peter laut schreiend und röchelnd auf ihn zulief. Er wartete, bis er nah genug war, trat einen Schritt zur Seite und schob seinen Stab vor Peters Füße. Peter stolperte über den Stab, vergaß vor Schreck weiterzuröcheln. Das Schwert rutschte ihm aus den Händen und blieb im Boden vor ihm stecken. Er prallte mit dem Unterleib gegen den Schwertgriff und brach zusammen. Lord Edgar wartete, bis sich Peter wieder auf die Beine gekämpft und sein Schwert aus dem Boden gezogen hatte.
Peter stellte sich erneut in Kampfpose. Lord Edgar schwang seinen Stab herum und schlug ihm das Schwert aus den Händen. Es rutschte über den matschigen Boden und blieb neben dem Galgen liegen.

Schon der Start in eine Actionszene ist immer eine schwere Sache. Und so hangel ich mich dann von Satz zu Satz. Was mir immer etwas hilft, ist das Einbeziehen der Umgebung. Die Leute schlicht kämpfen zu lassen wird schnell langweilig und da stoße ich an meine Grenzen. Auf wieviele verschiedene Arten und Weisen kann man schon einen Schwerthieb beschreiben? Deshalb nutze ich die umstehenden Utensilien gerne zur Abwechslung. So ein bisschen wie Jackie Chan in seinen Filmen. Nur eben nicht mal annähernd so cool wie er.

Damit der Post hier aber nicht noch länger wird, mache ich damit beim nächsten Mal weiter. Wie schreibt ihr Kampfszenen? Tut ihr euch dabei auch so schwer? Und röchelt ihr auch immer so, wenn ihr eine Fliege im Kampf verschluckt?