»Du hättest mir wirklich mal was sagen können«, sage ich zu Fey, während wir uns vom Zirkusplatz entfernen.
»Tut mir leid. Ich konnte dir nicht mehr sagen.« Sie tupft mit einem Lappen an meinem Gesicht herum und küsst mich auf die Wange. Ich nehme die Entschuldigung an.
»Also gut«, ich zünde mir eine Zigarette an, um meine Nerven zu beruhigen, »wie geht es jetzt weiter?«
»Ich schätze, wir müssen Nick suchen und ihn irgendwie einfangen, oder sowas.«
»Einsperren ist eine gute Idee. Aber wie?«
»Ich denke, wir sollten in das Labyrinth gehen«, sagt sie.
»Weil das immer eine gute Antwort ist, oder hat das einen besonderen Grund?«
»Der Minotaurus wird uns helfen können.«
Die Erkenntnis, dass ich aus gutem Grund nie in einem Ruderboot gesessen habe, manifestiert sich, als ich mit Fey über einen See zu einer kleinen Insel paddel. Wir wären wohl eher angekommen, wenn ich nicht eine Viertelstunde damit verbracht hätte, das Boot mit einem Paddel auf dem See im Kreis zu drehen bevor ich heraus finde dass man so nicht wirklich voran kommt.
Die Insel ist nicht gerade ein tropisches Paradies. Offensichtlich hat jeder Bewohner der Stadt mindestens ein Mal seinen Schrott hier abgeladen. Zwischen verwelkten Sträuchern und toten Bäumen liegen alte Autoreifen, Müllbeutel und eine rostige Badewanne.
»Paradiesisch«, sage ich. »Wo ist das Labyrinth?«
Fey schaut sich um und zeigt in eine Richtung in der ich nichts sehe, außer alten Ramsch und Müllberge. Ich folge ihr, da sie offenbar mehr sieht, als ich. Irgendwo hinter dem ganzen Plunder versteckt sich ein Höhleneingang, der ungewöhnlich sauber, aber gewöhnlich uneinladend aussieht.
»Bist du sicher, dass wir da rein gehen wollen?« Ich habe eine Abneigung gegen gammelige Höhleneingänge, aus denen ein Geruch weht, als hätte darin ein Massenmörder seine Opfer in einer Jauchegrube versteckt.
»Du kannst hier drau0en warten, wenn du willst.«
»Und dich alleine in die dunkle Todeshöhle schicken? Würde ich tun, aber mein ausgeprägter Kavalierssinn hindert mich daran.« Ich betrete die Höhle und atme durch den Mund weiter. »Und er sorgt dafür, dass ich sogar vorgehe.«
»Mein strahlender Held.« Fey grinst mich glücklich an.
»Toll. Du hast den Sarkasmus für dich entdeckt. Ab jetzt bin ich offiziell komplett in dich verknallt.« Ich gebe ihr einen Kuss, um zu beweisen, dass ich auch mal die Initiative ergreifen kann. Dann gehe ich entschlossen weiter in die Dunkelheit.
Kurz darauf erschrecke ich mich vor meinem eigenen Schatten und lasse Fey vorgehen, die sich in der Finsternis besser zurecht zu finden scheint. Offenbar haben Feen bessere Augen als daueralkoholisierte Vollidioten.
Die Höhle ist feucht, muffig und dunkel. Der Boden knirscht bei jedem Schritt. Steiniger Boden sollte nicht knirschen. Ich will gar nicht wissen, worauf wir gerade herumlaufen. Fey denkt nicht darüber nach. Sie scheint wie üblich einfach über den Boden zu schweben und alle Sorgen, die vor ihr liegen, bereits hinter sich gelassen zu haben. Ich suche in meiner Hosentasche nach meinem Feuerzeug, da sich der dämliche Gedanke in meinem Kopf festgesetzt hat, herausfinden zu müssen, was da auf dem Boden liegt. Es ist wahrscheinlich ein glücklicher Zufall, dass ich mein Feuerzeug offenbar zu Hause vergessen habe.
Wir irren scheinbar ewig durch dunkle Gänge. Ich taste mich hinter Fey her, die einem Weg folgt, den nur sie sieht. Zumindest nehme ich das an. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit des Umherirrens frage ich sie, wie lange wir noch durch die stinkige Höhle stolpern müssen.
»Weiß ich nicht«, ist ihre ehrliche Antwort. Sie bleibt stehen und ich pralle in der Finsternis mit ihr zusammen. Sie bleibt unbeeindruckt an Ort und Stelle. »Du kennst doch den Weg.«
Ich gucke doofer als je zuvor. Zum Glück sieht mich in der Finsternis niemand.
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