Was von der Recherche übrig blieb: Die Apokalyptischen Reiter

Recherche gehört zum Geschäft. Vor der Schreibarbeit muss ich mich in viele Dinge reinlesen, damit meine Geschichten stimmig sind. Was dabei herauskommt, will ich ab jetzt in unregelmäßigen Abständen (also so alle 5 Jahre, wie es auf diesem Blog üblich ist) hier teilen. Dabei könnt ihr noch was lernen. Wenn auch nichts Nützliches, denn wer hat denn da schon Bock drauf …

Wir alle kennen sie. Die Reiter der Apokalypse. Tod, Krieg, Hunger und Pestilenz. Wobei man sagen muss, dass Pestilenz so eine Art Außenseiter ist, denn so richtig geklärt wurde eigentlich nie, ob es sich dabei wirklich um Pestilenz handelt oder es doch jemand völlig anderes ist. Die Beschreibung in der Bibel ist da sehr vage und es unterliegt der Interpretation des Beobachters, wer da eigentlich angeritten kommt, um das Ende der uns bekannten Welt einzuleiten. Vermutlich ist genau das der Grund, warum die Reiter seit jeher vor allem im Bereich der Kunst gerne herangezogen werden, um auf unterschiedlichste Art und Weise dargestellt zu werden.

Die apokalyptischen Reiter sind seit Jahrhunderten fester Bestandteil der Kunst. Kein Wunder. Fröhliche Babys pinseln kann jeder. Tod und Verderben sind der heiße Scheiß, den jeder sehen will. Das war schon immer so. Die Menschen sind fasziniert vom düsteren, unheilverkündenden Monsteraufgebot, das nur im eigenen Kopf existiert. Künstlerische Freiheit gab es dabei schon immer. In einem Codex aus dem 15. Jahrhundert in der Universitätsbibliothek Heidelberg sieht man, wie Johannes das Buch der sieben Siegel öffnet und die apokalyptischen Reiter herbeiruft. Das ist selbstverständlich völliger Quatsch, denn wie wir alle wissen, kann nur ein Lamm die Siegel öffnen und die Reiter beschwören. Das ist ja das Gute daran, denn solange Lämmer nicht sprechen können, sind wir vor der Apokalypse absolut sicher. Natürlich wird die Wissenschaft irgendwann ein Lamm klonen und mit der DNA eines Motivationsredners kombinieren und dann haben wir den Salat. Aber bis dahin dürfte alles gut sein.

Die bekannteste und prägendste Darstellung war und ist wohl Albrecht Dürers Holzschnitt aus dem Jahr 1498. Gut, die Reiter da sehen nicht wie die heruntergekommensten Horrorgestalten aus, die jemals ein Pferd bestiegen haben, aber die Visualisierung des Beginns der Apokalypse hat sich bis heute in ähnlicher Form gehalten. Vor allem zu einer Zeit, in der viele Menschen nicht lesen konnten und sich darauf verlassen mussten, was ihnen erzählt wurde, was denn in der Bibel steht, war ein derartiges Bildnis sicher aufsehenerregend. Ich würds mir jedenfalls eher in den Flur hängen, als das langweilige Geschmiere von einem Picasso oder so.

Nachdem im Zweiten Weltkrieg die Fenster des Witticher Rathauses zerstört worden waren, beauftragte man Georg Meistermann damit, neue Rathausfenster zu kreieren. Da es sich zufällig um genau vier Fenster handelte und Meistermann dauerhaft an die Gräuel des Krieges erinnern wollte, wählte er als Motiv die apokalyptischen Reiter. Vermutlich auch als Abschreckung, weil da wirft dann sicher keiner mehr einen Stein durchs Fenster. Wer will schon von Krieg persönlich einen Stein zurück an die Birne geworfen kriegen?

Die Kunst hat natürlich auch dazu beigetragen, dass die apokalyptischen Reiter mit den Wesen in Verbindung gebracht werden, als die wir sie heute sehen. Tod, Krieg, Hunger und der andere Reiter halt, wer auch immer es nun wirklich sein mag. In der Bibel werden keine Namen erwähnt und es ist der Interpretation überlassen, um wen es sich handelt. Vielleicht meinte der Autor jemand anderen. Vielleicht hatte er einen Streit mit den Pferdezüchtern Hans, Paul, Wilhelm und Günther in der Nachbarschaft und wollte denen nur einen Denkzettel verpassen, indem er sie in dieses schlechte Bild rückt. Über die Jahre wurden Hans, Paul, Wilhelm und Günther einfach vergessen, weil ihre Pferderanch pleite ging und sie wegzogen und so wurden daraus die apokalyptischen Reiter.

Wir werden es wohl nie wissen. So richtig viel Mühe wurde offensichtlich ohnehin nicht in die ganze Geschichte hinein gesteckt. Ich meine, die Pferde haben nicht mal Namen. Aber gut, wir wissen immerhin, dass Tods Pferd Binky heißt.

Nach dem Tanzen wird gefressen

Mein Alien Klonk und seine irdischen Freunde erleben bereits ihr drittes Abenteuer. Dieses Mal verlassen sie erstmals die Erde und erkunden das Weltall. Wie auf der Erde wird auch dort überall gegessen. Allerdings kann man auch mal selbst auf der Speisekarte landen.

Meine Geschichte „Trihlogih“ gibt es jetzt neben 21 weiteren Geschichten anderer Autor*innen in der Science-Fiction-Anthologie „Das Alien tanz im Schlaraffenland“ zu lesen. Spaß ist garantiert.

Ich würde hier ja gerne das Cover posten, aber der Editor von WordPress bleibt ein großer Haufen Alienscheiße und ich finde die Funktion einfach nicht, deshalb könnt ihr das nur sehen, wenn ihr auf einen der folgenden Links klickt (wo ihr das Buch auch direkt kaufen könnt, wenn ihr Bock drauf habt).

THALIA

HUGENDUBEL

AMAZON

Viel Spaß mit der Lektüre …

Zwischen den Regalen als Podcast

*husthust* Ganz schön staubig. Lange nicht hier drin gewesen. Was liegt denn da ekliges in der Ecke? Egal. Kümmere ich mich später drum.

Ja, das Bloggen ist bei mir ziemlich eingeschlafen, aber ich habe vor, in diesem Jahr zumindest hin und wieder mal was neues hier zu posten. Eben dann, wenn ich gerade die Muße habe, mich mit der Katastrophe, die WordPress in meinen Augen mittlerweile ist, herumzuschlagen.

Um was neues geht es heute allerdings nur am Rande. Denn eigentlich gibt es die Geschichte „Zwischen den Regalen“ hier bereits zum lesen.

Aber jetzt gibt es sie auch zum hören. Klaus Neubauer von klausgesprochen.de hat meine Geschichte eingesprochen und einen großartigen Job bei der Vertonung gemacht.

Hört doch mal rein:

https://klausgesprochen.de/zwischen-den-regalen/

Making Of – Dewon Harpers Laborunterlagen

Nun ist er also da. Der große Abschluss der Dewon Harper-Reihe. Die erste Reise nach Lebingen, dem Ort, an dem scheinbar alles möglich ist und jeder einen an der Waffel hat. Wie gewohnt bietet auch der letzte Teil 5 Geschichten aus der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten. Wie ich zu den Ideen kam und wie die Umsetzung sich gestaltete, werde ich hier ein wenig erläutern.

DEWON HARPERS LABORUNTERLAGEN

Spoiler wird es logischerweise keine geben, auch wenn es nicht ganz sinnlos ist, die gesamte Reihe vorher gelesen zu haben. Kauft sie euch doch direkt mal hier als E-Book oder Printausgabe.

KLONIE UND BITE

Vor sehr langer Zeit hatte ich die Idee, kleine Comicstrips zu malen und damit … irgendwas zu machen. Ich wollte eine Art Comicwelt erschaffen, in der ich kleine Geschichten erzählen kann. Zum Beispiel über einen Igel, der mit den abstrusesten selbstgebauten Gerätschaften versucht, einen Hasen in einem Wettrennen zu schlagen, daran aber jedesmal scheitert. Oder ein Ritter, der versucht, in eine Burg einzudringen, um dort gegen den Drachen zu kämpfen. Oder ein geklontes Schaf, das aus dem Labor ausbricht und zufällig einem Vampir begegnet. Von der Comicidee habe ich mich vor sehr langer Zeit bereits wieder verabschiedet. Also habe ich jetzt eine der Ideen in schriftlicher Form umgesetzt. Ratet mal, welche …

DIE RODUNG

Ich bin alles andere als ein Befürworter des Militärs. Und noch weniger befürworte ich die sinnlose Abholzung der Wälder, um auf dem gerodeten Gelände dann irgendwelchen Scheiß zu fabrizieren, der die Menschheit nur noch weiter ins Verderben stürzt. Hier kommt beides zusammen. Und es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten, was innerhalb der Reihe einzigartig ist. Gleichzeitig habe ich mich hier erstmals an einem Prequel versucht. Und ich schätze, es wird mehr oder weniger das einzige bleiben. Ist einfach nicht so mein Ding.

KJUTNESS OWAHKILL

Flauschige Knuddeltiere erfreuen sich großer Beliebtheit. Aber was, wenn die süßen Tierchen dich zu Tode knuddeln wollen? Meine Version der „Gremlins“.

ZUSAMMENKUNFT

Besuch in Lebingen. Drei Verschwörungstheoretiker vermuten die Lösungen für ihre Theorien befinden sich in der Stadt der unbegrenzten Verschwörungen. Gerade in den letzten Jahren – und besonders 2020 – haben sich Verschwörungstheorien überall verbreitet. Die Leute glauben eben jeden Stuss, wenn er ihnen nur ansatzweise glaubhaft verkauft wird. In Lebingen hingegen glauben die Leute nur das, was sie selbst glauben wollen. Und Verschwörungen sind da schon sehr glaubhaft. Bleibt nur die Frage, ob es wirklich Beweise in der Stadt gibt oder alles nur Quatsch ist.

BLOCKADEN

Geblockt …

So geht es also zuende. 5 Teile voller Irrsinn und Quatsch. Den neuesten Teil gibt es hier als Ebook und Taschenbuch. Ein kurzweiliges Lesevergnügen für die warmen Sommertage. Uärgh. Ich hätte eine Geschichte über die ekelhafte Verlogenheit von Werbung einfügen sollen …

Neue Kurzgeschichten über Engel und Aliens

Dem Chaos des Jahres 2020 trotzend, nutze ich die wenige Zeit, die mir zur Verfügung steht natürlich möglichst zum Schreiben von neuem Kram. Das geht weit schlechter voran, als gedacht. Als der ganze Wirrwarr begann, ging ich eigentlich davon aus, dass ich sehr viel Zeit zuhause verbringen würde. Stattdessen musste ich so viel arbeiten wie nie zuvor und dementsprechend blieb alles andere auf der Strecke.

Die Verlage und Selfpublisher kämpfen mit ähnlichen Problemen. Die Mühlen mahlen langsamer als sonst. Eigentlich sollten bereits im letzten Jahr oder Anfang dieses Jahres Anthologien mit meiner Beteiligung erscheinen. Nun, jetzt kommen sie halt alle mehr oder weniger zeitgleich.

Zum einen gibt es das E-Book zu den Bad Ass Angels jetzt zu erwerben.

Hier fürs Kindle.

Hier für den Tolino Reader.

Bis Ende November gibt es das E-Book zum Aktionspreis, also schlagt schnell zu.

Eine Printversion wird in Zukunft auch noch erscheinen, aber die momentanen Umstände verzögern das leider ein wenig.

In meiner Geschichte „Zeit der Engel“ habe ich versucht, eine Zeitreisegeschichte in einer Fantasywelt zu erzählen und dabei das komplette Worldbuilding reinzuquetschen. Wie sehr ich dabei gescheitert bin, könnt ihr jetzt nachlesen.

Hier ein kleiner Auszug:

Weit im Norden, auf einem hohen Berg, lag Engelshain. In diesem Paradies voller weißer Bäume, die aus weißen Wolken wuchsen, fristeten die Engel von Vandolanur ihr Dasein und genossen die Schönheit des sie umgebenden Naturwunders.»Engelshain ist ein langweiliger Holzhaufen im Bodennebel.« Misanthril hatte erhebliche Probleme, sich auf das Ambiente des weißen Walds einzulassen.

Darüber hinaus tanzen auch die Aliens wieder. Dieses mal wird Walzer getanzt. Nachdem ich bereits im Vorgänger eine Geschichte unterbringen konnte, bin ich auch hier wieder dabei.

Hier gibt es Printversion und E-Book.

„Die Erfindung des Klonkens“ ist eine direkte Fortsetzung von „Alles Schrott“. Wieder ist es quasi meine Version von E.T. und Co. also Kinder, die sich mit einem Alien anfreunden. Während zuvor das Militär der große Gegenspieler war, landet dieses mal eine neue Bedrohung aus dem All auf der Erde.

Hier ein kleiner Auszug:

»Es ist noch schlimmer, als ich dachte«, sagte Klonk.»Oh nein, wir werden alle sterben, nicht wahr?« Jan sprang hinter eine Schneewehe.»Noch schlimmer. Wir werden alle für den Rest unseres Lebens tanzen.«

Na, wenn das mal nicht Heiß auf die Lektüren macht, was? Nebenbei wird es hoffentlich dieses Jahr auch noch den Abschluss meiner Dewon Harper Reihe geben, wenn alles gut läuft. Also trotz dem Wahnsinn des Jahres, geht es doch irgendwie voran. Also fangt an zu lesen.

Weggelesen oder weggelegt – Vonnegut, Cepin, Martinez

Ich und das Lesen sind zur Zeit nicht unbedingt Freunde. Ich fange ein Buch an und nach wenigen Seiten habe ich schon keine Lust mehr. Wie meine 2 Leser hier festgestellt haben werden, läuft es mit dem Bloggen ähnlich. Ich halte mich persönlich zwar für einen Quell unendlicher Kreativität, aber beim Bloggen fehlen mir momentan einfach die Ideen. Meine Superheldenreihe kam nicht wirklich an und muss angepasst werden. Meine Reihe übers Schreiben liegt schon viel zu lange auf Eis und müsste mal fortgesetzt werden. Aber irgendwie fehlt mir die Motivation und Inspiration und was es sonst noch zu für Tionen gibt. Erwartet also nicht zu viel in Zukunft hier. Ich werde den Blog wohl nur noch sporadisch füllen, wenn ich gerade mal Lust habe. So wie jetzt. Denn auch wenn ich sehr wenig gelesen habe in den letzten Tagen/Wochen/Monaten, gab es zumindest ein paar Ausnahmen, bei denen ich über mehr als 5 Seiten hinauskam.

WEGGELESEN

KURT VONNEGUT JR. – SCHLACHTHOF 5 (ODER DER KINDERKREUZZUG)

Es hat lange gedauert, bis ich Vonnegut für mich entdeckt habe. Was seltsam ist, schließlich war er großes Vorbild von Douglas Adams, dessen Anhalter-Reihe mich quasi zum Lesen gebracht hat. Man merkt den Einfluss auch hier und da, wenn Vonnegut Nebenschauplätze aufmacht oder ein wenig vom Thema abschweift, was Adams später sozusagen perfektioniert hat. Aber Vonnegut war immer einer dieser Namen, die ich auf dem Zettel hatte, der aber auch immer irgendwie vergessen wurde, wenn ich nach neuem Lesestoff ausgeschaut habe. Nun war es also soweit und was soll ich sagen: Es ist ein absolut großartiges Buch, das gekonnt Wahnsinn, Dramatik, Humor und Ernsthaftigkeit miteinander verwebt. Der Hauptcharakter ist zwar sehr unnahbar, aber genau das hilft der Geschichte, das Drumherum in den Fokus zu rücken.
Was mich ein wenig gestört hat, ist die Übersetzung. Die ist nicht sonderlich schlecht, aber an manchen Stellen dann doch ein wenig zu viel. „Autostraßen“ und „Sitzgurte“ sind jetzt nicht gerade die gängigsten Begriffe. Und wenn dann ein amerikanischer Bundesstaat zu Pennsilvanien wird, wirkt es schon etwas seltsam. Für Wisconsin ist nebenbei keine Übersetzung vorhanden. Ich hätte da ja Whiskeymitgin genommen. Aber das wäre wohl zu doof gewesen für diese Abhandlung über die Sinnlosigkeit des Krieges und die Menschen, die diesem Irrsinn zum Opfer fielen. So geht das.

WEGGELEGT

SARAH CEPIN – DIE ZEITWANDERER

Zu Beginn gibt es ein paar historische Erklärungen, was mich ein wenig wundert, denn auch wenn hier real existierende Figuren und historische Ereignisse als Grundlage genutzt werden, handelt es sich doch um einen Fantasyroman. Aber vielleicht bestehen die Fans historischer Fantasy auf Genauigkeit und die Autorin wird für jeden Fehler zerrissen. Ich kenne mich mit dem Genre nicht aus, aber wäre schon irgendwie seltsam, wenn man zwar – keine Ahnung – Drachen und Hexen und Magier einbauen kann, dann die Leser sich aber beschweren, wenn Hans-Peter von und zu Gnöttgen nicht wie in der Realität die Prinzessin heiratet, sondern die Drachenlady, bereitet mir das irgendwie Kopfzerbrechen. Aber gut, wie gesagt: nicht mein Genre.
Hier gibt es keine Drachen und Magier – zumindest nicht auf den ersten knapp 100 Seiten. Stattdessen gibt es hier eine Gemeinde von unsterblichen Menschen, die den ganzen Tag nichts machen, als rumzupalavern und Pferde zu züchten. Oder besser gesagt, behaupten, Pferde zu züchten, denn bis zum Abbruch kam nicht ein Pferd vor. Das alles ist dermaßen ereignisarm, dass ich befürchte, dass die Pferde vor Langeweile gestorben sind und deshalb nicht auftauchen. Dabei schweift die Autorin gar nicht groß ab oder verliert sich in ellenlangen Beschreibungen, aber die Story ist einfach flach ohne Ende und geht nicht voran. Der Anfang ist interessant und spannend. Danach ist es einfach nur einschläfernd langatmig. Schade, denn die Idee ist an sich gar nicht so schlecht.

DURCHGEQUÄLT

A. LEE MARTINEZ – CONSTANCE VERITY: GALAKTISCH GENIALE SUPERHELDIN

Die ersten Seiten zeigen direkt auf, warum es ein großes Problem ist, mehrere Charaktere in einem Dialog einzuführen. Man kennt keinen davon und hat nicht die geringste Ahnung wer da gerade spricht. Tom und Jan und Constance, die sich aber teils Connie nennt … Es hat genau 1 Seite gebraucht, um mich als Leser komplett zu verwirren.
Die Grundidee ist ganz nett. Eine Superheldin hat keine Lust mehr auf ihr eintöniges Abenteuerleben mit den immer gleichen Alienkloppereien und Schatzsuchen und will ein normales Leben führen. Dazu muss sie ein letztes Abenteuer bestehen und die Person finden, die sie zur Superheldin gemacht hat. Soweit so nett. So eine Protagonistin bringt aber ein Problem mit: sie ist overpowert. Sie kann alles und weiß alles und nichts kann sie aus der Ruhe bringen. Wie löst man das Problem? Indem man ihr einen Sidekick an die Seite stellt, der nicht unbesiegbar ist und durchaus in Gefahr geraten kann. Sollte man denken. Nur ist ihre beste Freundin hier zwar keine Superheldin aber sie hat trotzdem vor keiner Gefahr wirklich Angst und bringt absolut keine nützliche Komponente mit. Spannung gleich null. Und da sind wir beim Kern des Problems. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass Autoren in den lockeren Bereichen der Fiction vor lauter Lustigseinwollen vergessen, dass man gleichzeitig auch eine gute Geschichte erzählen sollte. Sonst hat man am Ende nur ein paar (lahme) Gags und sonst nichts. Also keinen Grund für den Leser, seine Zeit in das Buch zu investieren. Mit jeder Seite wurde die Nummer hier quälender, was vor allem auch an dem vielem Erzählen liegt. Ständig quatschen die Superheldin und ihre Freundin von den vergangenen Abenteuern, die ganz toll und aufregend gewesen sein sollen. Mag ja sein, nutzt mir aber nix, denn ich habe davon nix mitgekriegt und die ganzen Nacherzählungen sind eben genau das: Erzählungen. Von „Show don’t tell“ sieht man hier nur wenig. Der Rest nervt dann mit pseudolustigen Charakteren, die sich auf einer recht lahmen Metaebene gegen alle Klischees bürsten. Letztlich ist das hier einfach zu viel von allem. Zu viel Metaquark, zu viel Palaver, zu viel Pseudoabenteuer. Nur zu wenig Zeigen. Immerhin hats irgendwo ein oder zwei lustige Stellen, die aber auch im restlichen Wirrwarr untergehen. Das Genre der humoristischen Fantasy hats nicht leicht.

Livingon – Fast Forward

LIVINGON #6 – FAST FORWARD – JUN 2020

 

Es gibt Momente, da kommt es einem vor, als würde die Zeit schneller vergehen. In Livingon verging ein recht ereignisloser Tag. Die Sonne schien, sie ging unter, die Nacht brach ein, die Sonne ging wieder auf. Manchmal gibt es mehr nicht zu berichten. Die Helden und Schurken von Livingon erholten sich von den Anstrengungen der letzten Zeit und regenerierten ihre Wunden und Blessuren. Doch der neue Tag sollte noch schneller vergehen.

 

Jonah Whiteson, Chefredakteur der Tageszeitung Livingon Better Times, blätterte durch Fotos, die allesamt die Hinterköpfe von Hafenarbeitern zeigten. Er warf die Bilder auf seinen Schreibtisch.

»Was soll ich damit anfangen, Junge?«

»Junge?« Robert Bloom bäumte sich zu voller Größe auf und konnte so gerade über die Kante des Schreibtisches blicken. »Ich bin 34.«

»Du hast gewisse Defizite, das musst du doch einsehen. Du eignest dich nicht wirklich zum Fotografen. Du hast behauptet, am Hafen ein Monster gesehen zu haben, das mit Polizisten kämpfte. Auf diesen Bildern ist kein Monster zu sehen. Nicht mal ein Polizist.« Whiteson seufzte. »Dir mangelt es nicht am Engagement. Ich könnte dich in der Druckerei unterbringen. Dort gibt es bestimmt etwas für dich zu tun.«

»Ich wollte immer nur Fotograf sein.«

Whiteson wusste, dass er gegen eine Wand redete. Es war nicht seine erste Begegnung mit Robert Bloom. Obwohl klar war, dass sich Bloom niemals im Haifischbecken der Pressefotografie durchsetzen würde, respektierte er ihn für seine Leidenschaft. »Also gut. Ich gebe dir noch eine Chance. Die Erfinderausstellung findet in einigen Tagen statt. Dort ist nicht viel los. Bis auf ein paar Wissenschaftler und Roboternerds interessiert sich niemand dafür. Einen kleinen Artikel werden wir trotzdem veröffentlichen. Bring mir Bilder von außergewöhnlichen Erfindungen.«

»Danke, Mr. Whiteson. Ich werde Sie nicht enttäuschen.« Bloom lief fröhlich aus dem Büro.

»Natürlich wirst du das«, dachte Whiteson, wissend, dass er Bloom niemals loswerden würde. Da konnte er ihn zumindest auf sinnlose Veranstaltungen schicken, um ihn zu beschäftigen.

***

Felicia Fenix starrte an die Decke ihrer Gefängniszelle. Ihre Verwunderung über den erneuten Besuch von Polizeichef Clifton Blake konnte sie gut verbergen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Blake noch leben würde. Er kam ihr verhältnismäßig unvorsichtig vor. Zu seinem Glück, war die Absendeadresse des Briefs nur erfunden gewesen. (Siehe Livingon #2)

Clifton Blake lehnte an den Gitterstäben der Zelle. »Ich hatte gehofft, Sie würden mir noch einmal weiterhelfen.«

»Du«, sagte Felicia.

»Wie bitte?«

»Ich bin DU und helfe DIR. Ich hasse diesen formalen Mist. Sprichst du mich noch einmal mit SIE an, siehst du mich nie wieder.«

»Du scheinst immer noch davon überzeugt zu sein, einfach hier herausspazieren zu können.«

»Kann ich. Jederzeit. Aber bisher habt ihr nicht viele Insassen zurückgebracht, also genieße ich die Ruhe noch ein wenig.« Sie schlug die Beine übereinander. »Ich muss gestehen, dass ich nicht damit gerechnet hatte, dich wieder zu sehen. Ich hätte gewettet, dass die Adresse zu deinem Tod führt.«

»Sie führte zu einem leeren Lagerhaus am Hafen. Keine Spur von Statterstot oder anderen Verbrechern.«

»Und was soll ich jetzt mit dieser Information anfangen?« Felicia stand auf und ging zum Waschbecken. »Aus irgendeinem Grund scheinst du zu glauben, dass ich dir helfen kann.« Sie wusch sich das Gesicht. »Oder dass ich dir helfen will.«

»Ich habe überlegt, warum jemand hier in diesen Mauern bleibt, wenn er die Möglichkeit hätte, sie zu verlassen. Niemand bleibt freiwillig hier. Auch du nicht, Felicia. Du bist hier, weil du im Gegensatz zu allen anderen Insassen glaubst, hier sein zu müssen. Reue sperrt dich ein, egal wo du dich aufhältst. Also bleibst du direkt hier.«

Felicia trat an das Gitter. »Du weißt gar nichts.« Sie zog das Gitter zu und legte sich in ihr Bett.

»Ich weiß, dass du wegen einiger Raubzüge hier drin bist. Aber ich vermute, dass du noch etwas anderes getan hast, wegen dem du hier nicht raus kannst. Vielleicht finde ich irgendwann sogar heraus, was es ist.« Im Weggehen rief er: »Ich komme morgen wieder zu Besuch. Würde mich stark wundern, wenn ich dich dann nicht hier antreffe.«

***

Doctor Samantha Xero führte Juana Garcia und Cordelia Cove durch die Gänge des Laborkomplexes. Cordelia atmete immer noch durch eine Maske, die sie mit Sauerstoff versorgte. Sie benötigte Zeit, um sich an die Umstellung zu gewöhnen, die die erhöhte Wasserproduktion ihres Körpers mit sich brachte. (Siehe Livingon #5) Stanley Broshanan trug den Sauerstofftank hinter ihr her und sah unglücklich aus. Juana und Cordelia hatten noch nicht herausgefunden, was genau sein Job hier unten im Labor war, aber er tat alles, was Doctor Xero sagte, also schien es von simplen Hausmeisterarbeiten wie Glühbirnenwechseln bis hin zu Handlangeraufgaben wie Entführung alles zu beinhalten. Juana und Cordelia waren nicht in dem Sinne entführt worden. Stanley hatte sie ins Labor gebracht, um Cordelia zu helfen. Jetzt ließ man sie nur nicht wieder raus.

Doctor Xero schwärmte von ihren Experimenten und hoffte, dass sie Juana und Cordelia von ihrer Aufrichtigkeit und dem Nutzen ihrer Forschung überzeugen konnte. Scheinbar stellte dies auch bei anderen Gästen ein Problem dar. Xero lief zu einem leeren Tisch. Fesseln hingen lose an den Tischkanten herab.

»Er ist geflohen«, sagte Xero. »Wie? Ich habe strickte Lähmung befohlen.«

Stanley stellte den Sauerstofftank ab. »Um wen genau handelt es sich?«

»Du weißt, wer gemeint ist, Stan.« Xero schaute ihn streng an.

»Forward?«

»Wer sonst?«

»Verdammt.« Stanley lief los.

»Ich schicke dir Unterstützung«, rief Xero. »Alleine fängst du ihn nie.«

Juana und Cordelia schauten sich an und stimmten still darin überein, dass sie sich nicht länger hier aufhalten wollten.

Eine verschwommene Gestalt huschte über die Straße.

Sie rauschte um eine Ecke.

Und verschwand zwischen den Gebäuden.

***

Penny Pearl sah die Gestalt verschwinden. Sie schüttelte den Kopf und verdrängte den Moment als einen Tagtraum in den hinteren Bereich ihrer Erinnerung. Während sie die Straße entlang ging, übte sie ihren graziösen Gang, der auf den Laufstegen von Livingon gefordert wurde. Das reichte allerdings schon lange nicht mehr. Modenschauen waren aus der Mode. Das Publikum verlangte Aufregung und Spannung. Kleider und Schuhe konnten sie sich schließlich auch im Schaufenster der Boutiquen anschauen. Penny betrat das Geschäft des Messerwerfers und trat ihre nächste Trainingsstunde an.

***

Clarence Statterstot zog Linien auf eine Tafel. »Meinen Berechnungen zufolge war Schritt eins ein Erfolg. Die Kriminalstatistik ist bereits im Umschwung.« Er fügte den Linien einige Zahlen hinzu.

Seine Zuhörer wirkten unruhig. Sie waren es nicht gewohnt, sich lange Vorträge anzuhören. Sie waren Menschen der Tat. Skrupellose Verbrecher und kleine Ganoven. Muskulöse Gangsterbeschützer und bewaffnete Auftragsmörder. Sie wollten nicht herumsitzen und Tafeln anschauen. Sie wollten heraus in die Stadt, ihre Freiheit genießen und Unruhe stiften. Stats, wie Statterstot genannt wurde, bezahlte sie dafür, hier herumzusitzen, also blieben sie geduldig und warteten darauf, dass er auf die Bezahlung zu sprechen kam. Bisher hatte niemand auch nur einen Cent gesehen, dabei waren ihnen Millionen von Dollar versprochen worden.

Webster konnte seine Ungeduld nicht mehr zurückhalten. »Das ist ja alles ganz wunderbar, Stats.« Er stellte sich vor die versammelten Verbrecher. »Aber wir wollen unser Geld. Wo sind die versprochenen Millionen?« Er schaute demonstrativ hinter die Tafel. »Ich kann sie nicht sehen.« Er schaute demonstrativ hinter Stats. »Sieht sie irgendjemand hier?« Er schaute Stats demonstrativ in die Augen. »Wo sind unsere Millionen?«

Eine Klinge in Statterstots Ärmel durchschnitt Websters Kehle. Stats wischte mit einem Tuch das Blut von der Klinge und ließ sie in seinem Ärmel verschwinden.

»Statistiken belegen, dass Geduld den Erfolg im beruflichen und sozialen Leben positiv beeinflussen kann. Webster hier wird diese Vorteile nicht mehr erfahren.« Er drehte sich zu den Verbrechern um. »Aber eure Geduld wird sich auszahlen.« Er wischte die Linien und Zahlen von der Tafel. »Kommen wir zu unserem zweiten Punkt auf der Tagesordnung.« Er schrieb auf die Tafel:

Penny Pearl verließ das Geschäft des Messerwerfers. Sie hatte das Gefühl, dass sie gute Fortschritte gemacht hatte.

Da war wieder diese Gestalt.

Sie huschte über die Straße.

Penny verfolgte sie mit den Augen.

Von links nach rechts.

Von rechts nach links.

Penny schätzte den Moment ab.

Sie sprang der huschenden Gestalt in den Weg.

Livingon – Armed and Dangerous

LIVINGON #5 – ARMED AND DANGEROUS – APR 2020

 

Alison Conary starrte in die Mündung der Waffe des One Armed Gun Man. Wayne Hill kniff die Augen zusammen wie ein Westernheld kurz vorm Shootout. »Auf diesen Trümmern hat sich alles verändert«, sagte er. »Ich hatte gerade meine Freiheit zurück. Es ist nicht leicht, in die Freiheit zurückzufinden. Ich wollte mir nur ein wenig Startkapital besorgen. Etwas, um auf die Beine zu kommen. Aber ihr musstet es mir verderben. Wegen euch habe ich meinen Arm verloren.«

»Uns trifft keine Schuld. Mein Partner ist bei der Explosion gestorben.«

»Schnauze!«

Der One Armed Gun Man schoss eine Kugel an Alisons Ohr vorbei.

»Die Nebenwirkungen allerdings sind äußerst positiv. Bevor ich dir eine Kugel direkt zwischen die Augen schieße, wollte ich dir mitteilen, dass ich dich zwar mehr hasse, als alles andere auf der Welt, aber trotzdem auf gewisse Weise dankbar bin.«

Er schoss. Die erste Kugel prallte von einem Stopschild ab. Die zweite Kugel traf die erste Kugel. Beide landeten vor Alison im Staub.

»Es gibt weltweit keinen besseren Schützen als mich. Und weil ich das dir verdanke, lasse ich dir die Wahl: Willst du durch einen direkten Schuss sterben oder soll es ein Trickschuss sein?«

Alison ging im Kopf ihre begrenzten Möglichkeiten durch. Eine Kugel im Kopf, blieb eine Kugel im Kopf, unabhängig davon, wie trickreich der Schuss ausfiel. Alison überblickte die Umgebung. Baufahrzeuge standen bereit, um den Schutt wegzuräumen, der vom Gebäude übrig geblieben war. Zwischen den Baggern und Lastwagen konnte sie sich verstecken. Sie brauchte eine Ablenkung.

»Die Bedenkzeit ist vorüber. Was darf es sein?«

»Ein Trickschuss.« Alison schluckte. »Auf mein linkes Ohr.«

»So spezifisch. Gefällt mir.« Wayne richtete den Revolver auf die Schaufel eines Baggers.

Er schoss.

Alison trat einen Schritt vor.

Die Kugel prallte von der Schaufel ab und rauschte an Alison vorbei. Wie sie gehofft hatte, durchschlug die Kugel die Tür eines Kipplasters und traf einen Hebel. Die Ladefläche des Lasters hob sich.

Schutt und Dreck begruben Wayne Hill bis zur Brust. Nur sein Kopf und der Arm mit dem Revolver in der Hand schauten aus dem Hügel heraus. Er drückte ab.

»Sechs Schuss«, sagte Alison. »Hast du nicht mitgezählt?«

»Wenn ich dich erwische!« Wayne wand sich in dem Berg.

»Es wird eine Weile dauern, bis du dich befreit hast.« Alison drehte sich um und ging. »Mit einem Arm gräbt es sich langsam.«

Wayne warf den Revolver nach ihr. Er verfehlte um einige Meter. Seine Zielgenauigkeit beschränkte sich auf Kugeln.

Die letzten Flammen im Polizeihauptrevier erloschen. Feuerwehrmeister Nathaniel Heading schaute sich die qualmenden Überreste an. Hier würde so schnell kein Gesetz mehr gehütet.

»Sir, wir vermissen Rekrutin Cove.«

Nathaniel schaute den Feuerwehrmann an. »Ihr habt sie doch wohl nicht alleine gegen die Flammen kämpfen lassen? Es war ihr erster Tag. Ihr hattet klare Anweisungen, sie in jedem Fall zu unterstützen und für ihre Sicherheit zu sorgen.«

Der Feuerwehrmann antwortete nicht.

»Sucht sie. Und findet sie. Lebendig.«

Cordelia Cove trug eine Atemmaske und lag in einem Krankenbett. Ihre Hände und Füße waren an das Bett gefesselt.

»Ganz ruhig«, sagte eine Stimme. »Die Fesseln und Atemmaske sind nur zu deinem Schutz.«

Aus den Augenwinkeln erkannte sie einen Mann in Polizeiuniform, eine Frau in Feuerwehrjacke und jemanden in weißem Laborkittel.

»Das ist interessant.« Der Kittel schaute sich Monitore mit Daten an. Er drehte sich um. Eine Frau schaute Cordelia an. »Mein Name ist Doctor Samantha Xero. Ich forsche im Bereich menschlicher Mutationen. Und du bist ein äußerst interessantes Subjekt.«

Cordelia versuchte zu sprechen, aber mehr als ein Gurgeln brachte sie nicht hervor.

»Versuche, ruhig weiterzuatmen. Deine Organe füllen sich mit Wasser. Vorübegehend wirst du auf das Atemgerät angewiesen sein. Aber ich arbeite an einer Lösung.«

Cornelia blubberte etwas. Doctor Xero legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.

»Es war die richtige Entscheidung, sie herzubringen. Gute Arbeit, Stanley.« Sie widmete sich Juana. »Und was ist deine Geschichte? Polizistin? Verbrechensbekämpfung? Sich für das Gute einsetzen? Lobenswert. Aber was treibt dich an? Was ist dein Ziel? Kaffee?«

Juana brauchte einen Moment, um sich durch das Gewirr von Fragezeichen zu kämpfen. Sie suchte Hilfe bei Stanley. Er nickte.

»Ja«, sagte Juana und fügte ein »Danke« hinzu, weil sie das Gefühl hatte, dass es von ihr verlangt wurde. »Schon als Kind hatte ich Spaß daran, Rätsel und Gedächtnisaufgaben zu lösen. Kriminalfälle sind im Prinzip nichts anderes. Man merkt sich Informationen, verbindet sie miteinander und löst so ein Rätsel. Ich vergesse nie etwas. Deshalb bin ich wohl so gut darin.«

Doctor Xero reichte ihr eine Tasse Kaffee und trank selbst einen Schluck. »Interessant. Wärest du daran interessiert, deine Fähigkeiten ein wenig zu verstärken?«

Stanley nickte.

»Ja«, sagte Juana und fügte ein »Danke« hinzu, weil sie das Gefühl hatte, dass es von ihr verlangt wurde. Sie trank den Kaffee.

Zu viele Gedanken, um sie im Kopf zu sortieren, beschäftigten Alison auf ihrem Weg zurück zur Polizeiakademie. Was hatte die Explosion mit ihr angestellt? Und mit dem Einarmigen? Und warum? Was war das Besondere an dem Ort? Was hatte es mit dem Dröhnen auf sich?

Ein Schrei riss sie aus ihren Gedanken.

Zwei Verbrecher drängten eine wehrlose Frau in eine Ecke. Alison eilte zur Rettung. Bob und Bob widmeten ihr jede Aufmerksamkeit und wedelten mit Messern in ihre Richtung. Alison hatte auf der Polizeiakademie gelernt, wie man einen Angreifer mit einem Messer entwaffnet. Zwei Gegner waren eine größere Herausforderung. Sie musste einen nach dem anderen zu Boden bringen. Sie inspizierte den Boden. Die Bordsteinkante könnte helfen. Sie trat einen Schritt zurück. Bob und Bob kamen auf sie zu. Bob stolperte über die Kante. Alison packte Bobs Arm und beförderte ihn zu Boden. Den Schwung des stolpernden Bobs nutzte sie, um ihn gegen die Wand zu stoßen. Sie trat die Messer zur Seite und kümmerte sich um die alte Frau.

»Diese Stadt geht vor die Hunde«, sagte die Frau und presste ihre Handtasche an sich. »All die Verbrecher, die frei herumlaufen. Die Polizei ist völlig überfordert. Jemand muss das Gesetz in die Hand nehmen, sonst ist Livingon verloren.«

Alison dachte über die Worte der Frau nach. Wenn jemand das Gesetz in die Hand nahm, dann wohl am besten eine angehende Polizistin.

Wayne Hill grub mit seinem Arm. Er war noch nicht weit gekommen. Sich aus dem Schutt zu befreien, würde einige Stunden dauern. Jemand trat zwischen den Baufahrzeugen hervor. Wayne Hill schaute auf.

»Wer bist du?«

»Ich bin der Mann, der für deine neuen Fähigkeiten verantwortlich ist.«

Livingon – Guns and Carpets

LIVINGON #4 – GUNS & CARPETS – APR 2020

 

Elin Parker schaute aus dem Fenster. »Gerard, sagtest du nicht, dass dies die friedlichste Stadt der Welt sei?«

Gerard Barrow fummelte mit einer Zange an einer Steckdose herum. »So stand es in der Zeitung. Warum fragst du?«

»Das Auto unserer Nachbarn wird gerade gestohlen, jemand versucht eine Person vom Dach gegenüber zu werfen und vorhin wurde ein Teppich, aus dem zwei Füße herausschauten, im Müllcontainer unten im Hof entsorgt. Amateurhaft, wenn ich das anmerken darf.«

»Ich schätze, auch die friedlichste Stadt hat mal einen schlechten Tag.« Gerard zog an einem Kabel in der Steckdose. »Welcher Trottel hat diese Kabel verlegt?« Ein letzter Ruck lockerte das Kabel.

Ein seltsames Geräusch aus der Nachbarwohnung. Als würde etwas fallen.

»Was war das?« Gerard legte ein Ohr an die Wand.

»Du weißt genau, was es war.« Elin schüttelte den Kopf. »Du holst den Teppich, ich hole die Schaufel.«

Animal Mother schlug mit ihrer Tigerpranke zu und schleuderte Polizeichef Clifton Blake gegen marode Fässer. Er blieb in einem Haufen Holz liegen.

Detective Vincent Verity eröffnete das Feuer auf die animalistische Gefahr. Animal Mother drehte sich um. Die Kugeln prallten an ihrem Gürteltierpanzer ab.

»Was zur Hölle ist das für ein Viech?« Verity schaute Daxton Scott und Lillian Gillan an, die mit grüner Haut und Fell am gesamten Körper neben ihm standen. »Und was zur Hölle seid ihr für Viecher?«

»Es ist eine lange Geschichte«, sagte Daxton.

»Es ist eine sehr kurze Geschichte«, sagte Lillian. »Du hast Kaffee mitgebracht und dann ging alles vor die Hunde.«

»Kaffee?« Verity nahm Animal Mother erneut unter Beschuss. »Das bringt nichts«, erkannte er richtig. »Wir brauchen einen anderen Plan.« Er schaute sich um. »Wo seid ihr?«

Daxton und Lillian liefen zum Ladekran. An dem langen Stahlseil hing ein schwerer Container. Genau das richtige, um Animal Mother loszuwerden.

»Ich lenke die Hafenarbeiter ab und du kletterst auf den Kran«, schlug Lillian vor.

»Kein Problem. Ich nutze einfach meine neuen Tarnfähigkeiten.« Er färbte sich knallrot.

»Nimm lieber eine Farbe, die nicht so auffällig ist.«

Daxtons Haut wurde blau. Er ließ den Kopf sinken und seufzte. »Mir fehlt eindeutig die Übung.«

»Beim nächsten Außeneinsatz nehme ich einen Raketenwerfer mit.« Verity wich einem Schlag der Tigerpranke aus. Er rollte neben einen Kistenstapel und feuerte seine Waffe ab. Die Kugeln gingen ihm aus.

Gelbe Schlangenaugen starrten ihn an. »Dassss isssst dein Ende«, zischte Animal Mother und holte zum entscheidenden Hieb aus.

»Später vielleicht«, sagte Verity, presste sein Gesicht auf den Boden und hielt sich die Arme über den Kopf.

Ein vorbei rauschender Container fegte Animal Mother davon und versank mit ihr im Hafenbecken.

Der One Armed Gun Man zielte mit seinem Revolver auf Alison Conarys Kopf. Alison erkannte ihn. Es war der Verbrecher, den sie und Frank verfolgt hatten.

Die Explosion hatte Wayne Hill einen Arm gekostet und er suchte jemanden, den er dafür verantwortlich machen konnte.

»Du denkst darüber nach, wegzulaufen, nicht wahr?« Wayne wedelte mit der Pistole. »Denkst, dass ich dich ohnehin nicht treffen würde.« Er zielte an Alison vorbei und feuerte die Waffe ab.

Die Kugel prallte von einem Stein ab, flog zwischen Alisons Beinen hindurch, streifte ein Abflussrohr, änderte die Richtung und tötete eine Fliege, die auf Waynes Schulter saß. »An deiner Stelle, würde ich genau dort stehen bleiben. Wir müssen uns unterhalten.«

»Von einem Ventilator erschlagen.« Elin pustete in ihren Kaffeebecher. »Unglaublich. Du bist wirklich ein Naturtalent.«

Gerard grub mit der Schaufel ein Loch im Wald. »Du weißt, dass es keine Absicht ist.«

»Du könntest trotzdem vorsichtiger sein. Wenn man so viele Leichen hinter sich gelassen hat, sollte man sich mal Gedanken machen.« Elin stellte ihren zu heißen Kaffebecher auf einen Baumstumpf. Der Becher fiel um. Der Kaffee ergoss sich über den Waldboden und sickerte in die Erde.

Der dumpfe Hall von Stimmen. Die ersten Geräusche, die Tanaya Woods seit Tagen hörte. Sie wusste nicht, wie lange sie schon gelähmt in totaler Finsternis lag. Ihre letzte Erinnerung war ein heranrasendes Auto auf der Straße im Wald, als sie von der Demonstration gegen die Abholzung kam. Vor unbestimmter Zeit wachte sie in dieser Dunkelheit auf. Bewegungsunfähig. Vom Kopf abwärts gelähmt. Ein Luftloch über ihrem Gesicht hielt sie am Leben. Aber wie lange noch? Um Hilfe rufen. Nicht möglich. Nur ein Krächzen aus der trockenen Kehle. Tränen. Die Erkenntnis, dass Rettung unwahrscheinlich war. Tropfen auf ihr Gesicht. Aus der Erde über ihr. Der Geschmack von Kaffee. Seltsam.

Gerard steckte die Schaufel in den Boden. »Das sollte tief genug sein.« Er schaute in das Loch. »Glaubst du, wenn in vielen Jahren jemand die Leichen hier findet, wird man hier einen Friedhof eröffnen, weil es zu viel Aufwand wäre, die ganzen Leichen auszubuddeln?«

»Manchmal habe ich das Gefühl, dass du Spaß am versehentlichen Töten hast.«

»Nein, nein. Aber wir wissen beide, dass sich hier schon bald einige Körper ansammeln werden.«

Die Erde wackelte. Laub wirbelte auf. Der Boden riss auf. Wurzeln und Ranken schossen in die Luft. Äste legten das Gesicht von Tanaya Woods frei. Eine Ranke goss den Rest des Kaffes in Tanayas Mund.

»Ah, das tat gut.« Sie bäumte sich auf. Überall aus ihrem Körper sprossen Gewächse. »Danke für den Kaffee. Der hat wirklich geholfen. Habt ihr zufällig meine Mörder gesehen?«

Patreon und Kindlebüchergeschenke

Corona macht auch vor uns Autoren nicht halt. Kleinverlage kämpfen ums Überleben, Textaufträge gibt es keine und jeder überlegt sich momentan lieber zweimal, ob er sein Geld für ein Buch ausgibt, wenn doch alles droht zusammenzubrechen und Jobs auf der Kippe stehen. Es ist eine Zeit, in der wir alle so ein wenig um unsere Existenz kämpfen. Aber es ist auch eine Zeit der Geschenke, denn wenn es allen scheiße geht, kann man so allen eine Freude machen. Ich ziehe da mit und schenke euch heute die Kindleversionen von Dewon Harper. Über diese Links könnt ihr euch die ersten vier Bücher kostenlos herunterladen:

DEWON HARPERS KRIMINALAKTEN

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Allerdings muss auch ich natürlich von was leben und deshalb dürft ihr auch gerne die Taschenbuchversionen kaufen. Oder ihr unterstützt mich auf meiner Patreon-Seite. Die ist noch ein wenig Work In Progress, aber der Grundstein ist gelegt und der erste Post ist online (und auch ohne Bezahlung lesbar).

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In Zukunft werde ich mich dort vermehrt herumtreiben und in unregelmäßigen Abständen Content liefern. Eine kleine Spende könnte sich also lohnen. Mir hilft sie auf jeden Fall.

So, genug Werbung. Zurück zum alltäglichen Wahnsinn. Bleibt gesund, hört auf, euch um Kackpappe zu kloppen und gebt euer Geld lieber für die wirklich wichtigen Dinge aus. Also für mich …